Die Münchner Museen laden ein zur Begegnung mit den Alten Meistern genauso wie mit den jungen Wilden. Nahezu alle Sparten und Epochen sind vetreten. Großartig, was ihre Kunst alles kann: Sie bringt Farbe ins Leben, sie amüsiert, sie irritiert und rebelliert, sie entspannt und manchmal ist sie einfach auch nur wunderschön. Diese Ausstellungen machen richtig Lust auf einen Besuch.
Von Goya bis Manet – Meisterwerke der Neuen Pinakothek in der Alten Pinakothek, ab Februar 2022
Unter dem Titel „Von Goya bis Manet“ sind rund 90 Gemälde und Skulpturen vom ausgehenden 18. bis zum beginnenden 20. Jahrhundert ausgestellt. Mit dem temporären Umzug der Meisterwerke aus der Neuen Pinakothek in die Alte Pinakothek bietet sich die einmalige Gelegenheit, die berühmtesten Gemälde dieser beiden Häuser vereint unter einem Dach zu erleben.
Stille Rebellen. Polnischer Symbolismus um 1900, Kunsthalle München, 25. März bis 7. August 2022
Die polnische Malerei um 1900 entführt in eine Welt der Mythen und Legenden, in träumerische Landschaften, in alte Traditionen und Bräuche, in die Tiefen der menschlichen Seele. In einer Nation ohne eigenen Staat – Polen war bis zu seiner Unabhängigkeit 1918 zwischen Russland, Preußen und Österreich-Ungarn aufgeteilt – trat eine junge Künstlergeneration an, die Malerei zu erneuern. Mit ihren Gemälden stifteten sie eine gemeinsame Identität. Inspiration fanden sie ebenso in der eigenen polnischen Geschichte, Kultur und Natur wie im Austausch mit Künstlerkreisen in Berlin, München, Paris, Sankt Petersburg oder Wien.
Anhand von rund 140 bedeutenden Werken aus öffentlichen und privaten Sammlungen (das Titelbild des Artikels zeigt einen Ausschnitt aus dem Gemälde „Polnischer Hamlet" von Jacek Malczewski) zeigt die Kunsthalle München erstmals in Deutschland eine so umfassende Schau zur Blütezeit der polnischen Kunst zwischen 1890 und 1918. Die Ausstellung ist eine Kooperation der Kunsthalle München mit den Nationalmuseen in Warschau, Krakau und Posen und wird vom Adam-Mickiewicz-Institut gefördert.
Vive le Pastel! Pastellmalerei von Vivien bis La Tour, Alte Pinakothek, 6. Mai bis 23. Oktober 2022
Pastelle waren im 18. Jahrhundert äußerst beliebt. Besonders in Frankreich entstanden zahlreiche dieser Werke, deren Farben trocken, mit Hilfe von Stiften, aber flächendeckend aufgetragen wurden und die sich daher weder der Malerei noch der Zeichnung zuordnen lassen. Pastelle dieser Zeit faszinieren bis heute – mal aufgrund ihrer Naturnähe und Unmittelbarkeit, mal aufgrund der Virtuosität ihrer Ausführung, und immer aufgrund ihrer kostbaren Fragilität.
Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen verfügen über einen Bestand herausragender Pastelle, die zwischen 1700 und den 1750er-Jahren entstanden sind: Auftragswerke Kurfürst Max Emanuels stehen neben späteren Erwerbungen und Dauerleihnahmen, Joseph Vivien und Maurice Quentin de La Tour sind ebenso vertreten wie Rosalba Carriera und Jean-Étienne Liotard.
Max Beckmann – Departure, Pinakothek der Moderne, 25. November 2022 bis 12. März 2023
Die groß angelegte monografische Ausstellung widmet sich erstmals dem Thema der Reise, das für Max Beckmann (1884–1950) von existentieller Bedeutung war. Sein Leben war geprägt durch tragische Erfahrungen von Krieg und Exil, aber auch von mondänen Urlaubsreisen, von Freiheitsdrang und Reisesehnsucht.
Etwa 100 Leihgaben aus privaten und öffentlichen Beckmann-Sammlungen in Europa und den USA, wie das erste Triptychon „Departure" aus dem MoMA, zeigen die enorme Bandbreite der Bildmotive und -ideen des Reisens und ergänzen den größten europäischen Gemäldebestand Beckmanns, der sich in der Sammlung Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne befindet.
Mithilfe der Schenkung der Familiennachlässe Max Beckmanns an das Max Beckmann Archiv der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen im Jahr 2015 können erstmals auch zahlreiche unbekannte Materialien und Dokumente wie Fotoalben und Filme präsentiert werden, die einen neuen und aktuellen Blick auf den Künstler ermöglichen.
Fujiko Nakaya. Nebel Leben, Haus der Kunst, 8. April bis 31. Juli 2022
Die Nebelskulpturen von Fujiko Nakaya bestehen vollständig aus reinem Wasser. Sie fordern traditionelle Vorstellungen von Skulptur heraus, denn je nach Temperatur, Wind und Atmosphäre verändern sie sich in jedem Augenblick.
Die Ausstellung im Haus der Kunst ist die erste Retrospektive der Künstlerin und Bildhauerin Fujiko Nakaya (*1933 in Sapporo, Japan) außerhalb Japans.
Inspiriert vom aufkeimenden ökologischen Bewusstsein der 1970er-Jahre arbeitet Nakaya seit jeher und bis heute mit Luft und Wasser – Elemente, die inzwischen im Zusammenhang mit der Klimakrise Bedeutung erlangt haben. Fujiko Nakaya wurde im Rahmen des ‚Pepsi Pavillons‘ auf der Weltausstellung in Osaka 1970 Teil der von Rauschenberg und Klüver gegründeten Gruppe Experiments in Arts and Technology (E.A.T.). Sie leitete viele Jahre lang das Japan International Video Television Festival.
Frei leben! Die Frauen der Boheme 1890-1920, Monacensia im Hildebrandhaus, 1. Juli 2022 bis 31. Juli 2023, (Ausstellung noch nicht auf der Website des Museums verfügbar)
Die Ausstellung in der Monacensia richtet den Blick auf die Frauen der Münchner Bohème in den Jahren von 1890 bis 1920 und fragt nach deren Bedeutung im Kontext von Literatur, Kultur, Politik und Gesellschaft. Über welche Themen schreiben die Frauen der Bohème? Mit welchen Lebensentwürfen und politischen Forderungen treten sie an die Öffentlichkeit? Welche Ideale und Überzeugungen vertreten sie? Wie wollen sie leben? Wie sehr prägten sie die Bohème als Subkultur der Jahrhundertwende?
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen Frauen, deren Leben und Wirken zu einem großen Teil in München angesiedelt war. An den Lebensentwürfen von Franziska zu Reventlow, Margarete Beutler und Emmy Hennings werden Schwierigkeiten und Probleme deutlich, aber auch mutige Vorkämpferinnen für weibliche Selbstverwirklichung und Autonomie sichtbar.
Etel Adnan, Lenbachhaus, 25. Oktober 2022 bis 26. Februar 2023
Das Lenbachhaus und die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen richten gemeinsam die erste umfassende monografische Ausstellung zum Werk der 2021 im Alter von 96 Jahren verstorbenen Künstlerin Etel Adnan in Deutschland aus. Die in Beirut geborene Etel Adnan (1925 – 2021) ist eine bedeutende Vertreterin der Moderne. Ihr künstlerisches und literarisches Werk zeichnet sich durch einen gelebten Austausch zwischen der arabischen und westlichen Welt aus.
Das Werk der Dichterin, Journalistin, Malerin und Philosophin, die ihr Leben zwischen dem Libanon, Frankreich und Kalifornien verbracht hat, verbindet ganz unterschiedliche Kunstformen, Medien, Sprachen und Kulturen. Nach dem Unabhängigkeitskrieg Algeriens (1954 – 1962) lehnte Adnan es ab, weiterhin in der französischen Sprache zu arbeiten und solidarisierte sich mit Algerien: „Ich brauchte nicht mehr auf Französisch zu schreiben, ich wollte in Arabisch malen.“ Ihre politische Klarheit sowie die enge Verbindung zwischen dem Schreiben und dem Malen sind zu wesentlichen Merkmalen ihres Oeuvres geworden.
Gruppendynamik – Der Blaue Reiter, Lenbachhaus, 23. März 2021 bis 5. März 2023
„Das ganze Werk, Kunst genannt, kennt keine Grenzen und Völker, sondern die Menschheit." So formulierten es Kandinsky und Marc in ihrem Almanach „Der Blaue Reiter" 1912. Dieses Credo inspirierte das Lenbachhaus zu einer neuen Präsentation, die das Schaffen der Künstlergruppe in den Zusammenhang der im Almanach veranschaulichten kunst- und kulturhistorischen Erzählung einbettet.
Erstmals können in der Ausstellung die Verbindungen zwischen bayerischer und russischer Volkskunst, japanischen Holzschnitten, Kinderzeichnungen, zeitgenössischer Musik sowie den im Almanach abgebildeten Werken aus Bali, Gabun, Ozeanien, Sri Lanka, Mexiko und Ägypten konkret nachvollzogen werden. Durch den Dialog zwischen bedeutenden Leihgaben und den vertrauten Sammlungsbildern eröffnen sich neue Perspektiven auf das Selbstverständnis des Blauen Reiter.
Simone Fattal „... provide me the clay so I can do the making", Museum Fünf Kontinente, 3. Juni bis 4. Dezember 2022
In Kooperation mit der Galerie Tanit zeigt das Museum Fünf Kontinente seine erste Pop-Up-Ausstellung mit dem Titel „Simone Fattal »... provide me the clay so I can do the making«".
Darin treten zeitgenössische künstlerische Arbeiten mit historischen Objekten aus Südwestasien und Nordafrika in der ständigen Ausstellung „Der Orient" in Dialog.
Insgesamt werden elf Werke der 1942 in Syrien geborenen und im Libanon aufgewachsenen Künstlerin gezeigt. In Schwarz-Weiß-Radierungen und Plastiken aus Ton drückt Simone Fattal ihre Verbundenheit zu ihrer Heimat und den Kunsttraditionen des Nahen und Mittleren Osten aus.
Hauptsache. Hüte, Hauben, Hip-Hop-Caps, Bayerisches Nationalmuseum, 20. Oktober 2022 bis 30. April 2023
(Ausstellung noch nicht auf der Website des Museums verfügbar)
Kopfbedeckungen waren und sind Kommunikationsmittel erster Güte: Sie dienen der Selbstdarstellung, machen Hierarchien sichtbar, können Gruppen vereinen, aber auch voneinander trennen. Das Bayerische Nationalmuseum präsentiert aus seinem Bestand rund 300 Hüte, Hauben, Mützen und vieles mehr. Vom Mittelalter bis in die Gegenwart wird die Kulturgeschichte dieser „Hauptsache“ unter verschiedenen Aspekten beleuchtet.
Im Zentrum stehen die historischen Originale, kommentiert und erläutert durch Bildmaterial in verschwenderischer Fülle. Leihgaben für das 20. und 21. Jahrhundert aus bedeutenden Privatsammlungen sowie von aktuellen Modist*innen und Hut-Künstler*innen ergänzen die Präsentation. Die Sonderausstellung zeigt: Kopfbedeckungen sind modische Statements, von einzigartiger Vielfalt und einfach wunderschön!
Gustav Mesmer. Der Ikarus vom Lautertal, Museum Villa Stuck, 12. Mai bis 10. Juli 2022
Gustav Mesmer wird 1903 in Oberschwaben geboren und wächst in einer Großfamilie auf. Er verlässt früh die Schule und arbeitet auf Gutshöfen, bis er im Benediktiner-Kloster aufgenommen wird und dort sechs Jahre bleibt. Nach einer jahrzehntelangen Odyssee durch zahlreiche psychiatrische Anstalten kommt er 1964 in ein Heim nach Buttenhausen.
Seit 1932 widmet sich Gustav Mesmer seiner Passion, dem Menschenflug und entwirft Fluggeräte, die mit Muskelkraft betrieben, einen „kleinen Flugverkehr” von Dorf zu Dorf ermöglichen sollen. 1994, kurz vor seinem 92. Geburtstag, stirbt Gustav Mesmer.
Die kleine Werkschau in der Villa Stuck präsentiert – zum ersten Mal in München – neben Flugfahrrädern, Schwingenfluggeräten, Bildern, Skizzen und Texten auch Musikinstrumente und Sprechmaschinen Gustav Mesmers.
Die Olympiastadt München. Rückblick und Ausblick, Pinakothek der Moderne - Architekturmuseum, 7. Juli 2022 bis 8. Januar 2023
Am 26. April 1966 wählte das Internationale Olympische Komitee die bayerische Landeshauptstadt München zum Austragungsort der Olympischen Sommerspiele 1972. Auf dem 280 Hektar großen, vier Kilometer vom Stadtzentrum entfernten Oberwiesenfeld entstanden in Harmonie zwischen Natur und Architektur die olympischen Sportstätten mit einer beschwingten kühnen Zeltdachkonstruktion und dem benachbarten Olympischen Dorf.
Als herausragende Architekturleistung der deutschen Nachkriegszeit fanden die Olympischen Anlagen von Behnisch & Partner, Frei Otto, Günther Grzimek und Heinle Wischer und Partner internationale Anerkennung und das visuelle Erscheinungsbild von Otl Aicher setzte neue Maßstäbe.
Die Ausstellung des Architekturmuseums der Technischen Universität München (TUM) spannt mit zahlreichen unbekannten Dokumenten und Modellen einen thematischen Bogen vom Umbau der Stadt über die „Olympiade im Grünen“ mit dem weltberühmten Zeltdach, den Sportstätten und dem Olympischen Dorf sowie dem visuellen Erscheinungsbild bis zum olympischen Erbe. Fragen nach Selbstdarstellung, Nachhaltigkeit und Demokratieverständnis stehen im Fokus der Präsentation.
20 Jahre Pinakothek der Moderne - 21 Objekte, Neue Sammlung - The Design Museum, 14. Juli 2022 bis 15. Januar 2023
Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums der Pinakothek der Moderne, die 2002 eröffnet wurde, präsentiert Die Neue Sammlung – The Design Museum Objekte aus den letzten 20 Jahren. Es kann sich um neue Herstellungsprozesse handeln wie den 3D-Druck, der neue Formen generiert hat. Der Stuhl „Solid C2“ des Designers Patrick Jouin steht hierfür repräsentativ. Es handelt sich um eines der ersten vollständig 3D-gedruckten Möbel. Auch technische Entwicklungen wie die Robotik haben das Alltagsleben in den letzten zwei Jahrzehnten zunehmend beeinflusst. Hierfür steht der Unterhaltungsroboter „AIBO ERS 210“, der einen Hund imitiert und durch Berührungssensoren, Kamera und Mikrofone auf seine Umgebung reagieren kann.
Zunehmende Bedeutung haben in den letzten zwei Jahrzehnten auch ökologische Aspekte wie Nachhaltigkeit und Fairtrade und gesellschaftliche und soziale Themen wie Inklusion und Diversity erhalten. Alle Objekte der Ausstellung spiegeln in einem kleinen Ausschnitt diese Phänomene der letzten zwei Jahrzehnte, die im Design ihre innovative und relevante gestalterische Umsetzung finden.
Future Bodies from a Recent Past – Skulptur, Technologie, Körper seit den 1950er-Jahren, Museum Brandhorst, 2. Juni 2022 bis 15. Januar 2023
Die Ausstellung im Museum Brandhorst macht ein bisher wenig beachtetes Phänomen in der Kunst und insbesondere der Skulptur erlebbar: die wechselseitige Durchdringung von Körper und Technologie. Mit Werken von rund 60 Künstler*innen – vornehmlich aus Europa, den USA und Japan – widmet sich die Ausstellung den großen technologischen Veränderungen seit der Nachkriegszeit und nimmt deren Einfluss auf unsere Vorstellungen von Körpern in den Blick. Die Ausstellung ist eine Reise durch Materialien, Formen, Ausdrucksweisen in der Skulptur, die sich in den letzten 70 Jahren so stark verändert hat, wie wohl nie zuvor in ihrer langen Geschichte.
Die Werke folgender Künstler*innen sind in der Ausstellung „Future Bodies“ präsent: Genpei Akasegawa, Paweł Althamer, Nairy Baghramian, Joachim Bandau, Matthew Barney, Alexandra Bircken, Louise Bourgeois, Robert Breer, John Chamberlain, Barbara Chase-Riboud, Shu Lea Cheang, Jesse Darling, Stephanie Dinkins, Aleksandra Domanović, Melvin Edwards, Bruno Gironcoli, Robert Gober, Felix Gonzalez-Torres, Nancy Grossman, Lynn Hershman Leeson, Eva Hesse, Judith Hopf, Rebecca Horn, Tishan Hsu, Edward Ihnatowicz, Arthur Jafa, Motoharu Jōnouchi, KAYA, Kiki Kogelnik, Shigeko Kubota, Tetsumi Kudo, Yayoi Kusama, Nicola L., Mark Leckey, Sarah Lucas, Bruce Nauman, Senga Nengudi, Kiyoji Ōtsuji, Tony Oursler, Nam June Paik, Eduardo Paolozzi, Friederike Pezold, Julia Phillips, Walter Pichler, Seth Price, Carol Rama, Germaine Richier, Niki de Saint Phalle, Hans Salentin, Ashley Hans Scheirl, David Smith, Alina Szapocznikow, Takis, Atsuko Tanaka, Paul Thek, Jean Tinguely, Hannsjörg Voth, Franz West
JR: Chronicles, Kunsthalle München, 26. August 2022 bis 15. Januar 2023
Die Kunsthalle München zeigt die bisher größte Retrospektive des französischen Künstlers JR (*1983) in Deutschland. Seine Ausstellungsorte sind eigentlich die Straßen dieser Welt. Berühmt wurde JR durch Fotografien unbekannter Personen, die er in riesigen Formaten auf Häuserfronten, Eisenbahnzüge, Containerschiffe oder gar Grenzmauern plakatiert. Im Fokus stehen Menschen, deren Würde und Rechte im politischen Diskurs oft übergangen werden. Ihnen verleiht JR mit seiner Kunst auf ebenso scharfsinnige wie einfühlsame Weise Sichtbarkeit.
Zu seinen jüngsten Projekten gehören die großflächige Beklebung eines Hochsicherheitsgefängnisses in Kalifornien, ein Titelbild des TIME-Magazins über Waffen in Amerika, ein monumentales Wandgemälde in einem Pariser Vorort oder eine riesige Installation am Grenzzaun zwischen den USA und Mexiko. Indem er selbst anonym bleibt und keine Erklärung zu seinen Werken abgibt, überlässt JR die Interpretation den Porträtierten und den Vorbeigehenden: Mit seiner Arbeit möchte er Fragen aufwerfen und die Menschen zum Dialog anregen. Anhand ausgewählter Fotografien, Videos, Modellen und wandfüllender Pastings lässt die multimediale Ausstellung JRs nur auf begrenzte Dauer angelegte Projekte wiederaufleben.
Die Ausstellung wurde organisiert vom Brooklyn Museum, New York.
Joan Jonas, Haus der Kunst, 9. September 2022 bis 29. Januar 2023
Die bisher umfangreichste Werkschau der visionären Künstlerin Joan Jonas (*1936, New York) in Deutschland wurde von der Künstlerin und dem Haus der Kunst in Zusammenarbeit mit der Tate Modern, London, konzipiert. Ein grundlegendes Interesse an kulturellen Riten sowie dynamischen Prozessen der Spiegelung, Verschiebung und Neubestimmung zwischen Genre und Zeiten kennzeichnet das Werk von Joan Jonas. Die Werkschau legt den Fokus auf wiederkehrende Themen.
Ökologische Fragestellungen klingen bereits in frühen Videoarbeiten wie Wind (1968) an; sie sind zentral für raumgreifende Installationen wie Reanimation (2010 – 2012) oder Stream or River, Flight or Pattern (2016), die den Klimawandel und bedrohte Ökosysteme erzählerisch behandeln. Die Befragung kollektiver Bilder und Figuren aus Mythologie, Märchen und Fabel vor dem Hintergrund sozio-politischer Ereignisse bildet den Ausgangspunkt für Werke wie Juniper Tree (1969), Volcano Saga (1985) oder Lines in the Sand (2002).
Kunstlabor 2, Kunstlabor 2 des Museum of Urban and Contemporary Art (MUCA), ab sofort für fünf Jahre
Knapp 10.000 Quadratmeter und sechs Etagen umfasst das KUNSTLABOR 2 in einem ehemaligen Gesundheitshaus in der Maxvorstadt. Es wurde als Zwischennutzungsprojekt vom Museum of Urban and Contemporary Art (MUCA) in ein neues Zentrum für Kunst und Kultur umgewandelt. Besonders spannend für Fans von Street- und Urban Art: Zwei der sechs Etagen wurden und werden von mehr als 100 Künstlern in ein begehbares Kunstwerk verwandelt.
Mit dabei sind bekannte Namen wie Loomit oder Rapper Samy Deluxe, aber auch Newcomer wie Pepe (alias Jose Luis Villanueva Contreras). Neben den permanenten Rauminstallationen und wechselnden Ausstellungen wird ein umfangreiches Rahmenprogramm angeboten: Führungen, Workshops, Filmtage, Konzerte, Lesungen, Werkstätten, Performances und viele weitere kulturelle Highlights. Die Fassade wird legal und kostenfrei von den Betreibern des KUNSTLABOR 2 für Künstler als gestalterische Plattform zur Verfügung gestellt.
Wildlife Photographer of the Year 2021 – Die 100 besten Bilder zu Gast im Museum Mensch und Natur, 10. Dezember 2021 bis 19. Juni 2022
Mit der Ausstellung Wildlife Photographer of the Year kehrt ein Publikumsliebling zurück ins Museum Mensch und Natur. Gezeigt werden die preisgekrönten Bilder des gleichnamigen Wettbewerbs für Naturfotografie, der als größter und renommiertester seiner Art gilt und jährlich vom Natural History Museum London ausgerichtet wird. Mit insgesamt 100 faszinierenden Bildern bietet die Ausstellung bewegende Einblicke in das großartige, vielfältige und manchmal auch dramatische Naturgeschehen.
Voll schön. Eine Fotoausstellung von Florian Heine, Valentin Karlstadt Musäum, 5. Mai bis 28. Juni 2022
Der Fotograf, Autor und Kunsthistoriker Florian Heine teilt seine Fotografien von München in vier Kategorien ein: voll schön - voll komisch - voll kultur und voll voll. Womit er sehr treffende Adjektive zur Beschreibung dieser Stadt gewählt hat.
Heine ist ein sehr vielseitiger Künstler und hat unter anderem den U-Bahnhof Feldmoching künstlerisch gestaltet. Daneben hat er mehrere Bücher über Kunst, Fotografie und Architektur für Kinder und Erwachsene geschrieben. Sein Buch „Welterbe– Deutschlands lebendige Vergangenheit“ wurde 2018 mit dem ITB-Buch Award ausgezeichnet.
Menschen, Bilder, Orte. Wanderausstellung zu 1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland und Noah Cohen: „Bis gleich, Isaak!“, Staatliches Museum Ägyptischer Kunst (SMÄK), bis 31. Juli 2022
Die multimediale Wanderausstellung ist erstmals in Bayern zu sehen, kombiniert mit Werken des Fotografen Noah Cohen. Im Mittelpunkt der Ausstellung im SMÄK stehen bedeutende und weniger bekannte Persönlichkeiten, die mit ihren Biographien und Lebenswegen markante Ereignisse und Epochen jüdischer Geschichte in Deutschland widerspiegeln und die Perspektive auf den europäischen Raum ausweiten. Im Ägyptischen Museum treten die Porträts von jüdischen Menschen hinzu, darunter auch Münchnerinnen und Münchner, fotografiert von Noah Cohen. Der Fotograf porträtiert sie an ihren Lieblingsplätzen und jenseits aller Stereotype. So weiten seine Fotografien die Wanderausstellung in den bayerischen Raum hinein.
Dayanita Singh. Dancing with my Camera, Museum Villa Stuck, 20. Oktober 2022 bis 19. März 2023
Dayanita Singh (*1961, New Delhi) gehört zu den wichtigsten Künstlerinnen der Gegenwart. 2013 bespielte sie zum Beispiel den deutschen Pavillon auf der 55. Venedig-Biennale. Das Museum Villa Stuck zeigt die bisher umfassendste Retrospektive der international renommierten Künstlerin, die mit ihrem Werk eine singuläre Position innerhalb der fotografischen Tradition einnimmt, da sie die Grenzen des Mediums stets auszuloten versucht.
Dayanita Singh versteht sich als „offset artist“, d.h. als Büchermacherin, die mit Fotografien arbeitet. Im Laufe der Zeit und vor allem durch ihre Auseinandersetzung mit dem Medium „Ausstellung“ hat sie eine Reihe von modularen, teils architektonisch anspruchsvollen Display-Strukturen entwickelt, die einen schnellen Wechsel von Bildern ermöglichen und zugleich die Bilder in räumlicher Beziehung zueinander und in Beziehung zu den Betrachter*innen treten lassen.
Die Ausstellung zeigt eine große Vielfalt dieser radikalen Präsentationsformen – modulare Strukturen aus Holz, Künstlerinnenbücher und Sammlungen von Drucken. Sie lassen Singhs langjährige Beschäftigung mit indischer Musik, mit der Veränderung der indischen Gesellschaft, mit Freundschaften, Geschlechterrollen und vieles mehr greifbar werden.
Heidi in Israel. Eine Spurensuche, Jüdisches Museum München, 23. März bis 16. Oktober 2022
Die Schweizer Autorin Johanna Spyri hat mit „Heidi“ (1880) den letzten großen Heimat- und Heimwehroman Europas geschrieben, der weltweit und so auch in Palästina und dem späteren Israel die Jugenderinnerungen unzähliger Menschen geprägt hat. 1946 erstmals ins Hebräische übersetzt, erscheint Spyris Roman zu einer Zeit, in der die Themen Heimat, Heimatverlust und Neubeginn höchst relevant waren. Die Ausstellung nimmt Besucherinnen und Besucher mit auf eine Zeitreise durch die jahrzehntelange Rezeptionsgeschichte des Schweizer Kinderbuchklassikers aus einer jüdischen Perspektive heraus. Begleitet wird die Ausstellung von einer Foto-Installation des israelischen Künstlers Niv Fridman. Eine Ausstellung des Heidiseums in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum München.
To be seen. queer lives 1900 – 1950, NS-Dokumentationszentrum München, 18. Mai 2022 bis 8. Januar 2023
Die Ausstellung im NS-Dokumentationszentrum widmet sich der bewegten Geschichte von LGBTIQ* in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ausgewählte Exponate zeigen, wie queeres Leben ab 1900 in allen öffentlichen Bereichen – in Kunst und Kultur, Wissenschaft, Politik und Militär – immer sichtbarer wurde. Je selbstbewusster für gleiche Rechte gekämpft wurde, umso größer wurden jedoch auch die Widerstände. Die nationalsozialistischen Machthaber zerstörten die queere Subkultur und die von ihr besetzten Räume schließlich weitgehend.
„To be seen“ lädt Gäste ein, diesen häufig vergessenen Geschichten und Lebensentwürfen nachzuspüren. Neben historischen Zeugnissen werden in der Ausstellung Werke von Künstler*innen der Gegenwart gezeigt, die teils eigens für die Ausstellung entwickelt wurden.
19 komplett neue Dauerausstellungen auf der Museumsinsel, Deutsches Museum, ab 8. Juli 2022
Der erste Abschnitt der großen Modernisierung des Gebäudes auf der Museumsinsel ist vollendet. Auf rund 20.000 Quadratmetern gibt es gleich 19 komplett erneuerte Dauerausstellungen zu entdecken. Die thematische Vielfalt reicht dabei von der Atomphysik bis zu Landwirtschaft und Ernährung, von der Chemie bis zu Brücken und Wasserbau, von der Luft- und Raumfahrt bis zur Gesundheit. Gezeigt werden einige der größten Meisterwerke, wie der erste Dieselmotor, das Siemens-Studio für elektronische Musik, die Helios-Raumsonde oder die berühmt-berüchtigte Enigma-Chiffriermaschine.
Und es sind auch Neuerwerbungen des Deutschen Museums, wie der richtungsweisende Sycamore-Quantenprozessor oder die ersten zugelassenen Anti-Corona-Impfstoffe zu sehen. Viele interaktive Demonstrationen, begehbare Exponate, Erlebnisräume für Virtual Reality oder Augmented Reality und zahlreiche Medienstationen machen Technik und Wissenschaft lebendig und im wahrsten Sinne des Wortes begreifbar.
Informationen zu Ausstellungen und zu den Münchner Museen mit Adressen und Öffnungszeiten finden Sie auch auf muenchen.de und auf museen-in-muenchen.de