München ist geprägt von außergewöhnlichen Frauen. In unserem Fragebogen stellen wir einige von ihnen vor. Dieses Mal: Annette Josef. Sie leitet seit 2013 als geschäftsführende Intendantin die Geschicke der Münchner Symphoniker. Sie spielt selbst Fagott.
Als Münchnerin geboren oder zur Münchnerin geworden?
Ich bin aus Nordhessen eingewandert, ursprünglich zum Studium. Meine Familie hält mich inzwischen für eine Münchnerin, wenn ich sie in Hessen besuche, höre ich: Du sprichst so bairisch. In München ist es dann andersherum.
In welchem Viertel sind Sie zu Hause?
Seit zwölf Jahren lebe ich in Obergiesing, und das sehr gern. Es ist ein wandelbares Viertel, gleichzeitig überschaubar und gut angebunden.
Wie schmeckt München?
Vielfältig, international, experimentell, bodenständig, gut. Die Bandbreite an guter Küche ist groß, auch wenn sie nicht ganz an Hamburg herankommt.
Wie klingt München?
Natürlich wie die Münchner Symphoniker! Nicht umsonst haben wir den Claim „Der Klang der Stadt“!
Wie riecht München?
Wie die Isar – ein klares, schnelles Gewässer ohne Stillstand. Wie ein Obststandl, von denen es so viele in der Stadt gibt. Und wie Kaffee. Ich bin leidenschaftliche Kaffeehausgängerin.
München ist die einzige Stadt, in der man ...
... das Zentrum zu Fuß in einer halben Stunde durchqueren kann. Das gibt es so in keiner anderen Großstadt.
Welche Münchnerin sollten alle kennen?
Sophie Scholl (1921–1943) imponiert mir. Bis zum Schluss stand sie für ihre Haltung gegen den Nationalsozialismus ein; eine Wahnsinnskonsequenz, sich so gegen ein Regime zu wehren.
Ihr liebstes bairisches Wort?
„Schmarrn“ (im weitesten Sinne: Unsinn, Unfug) mag ich gern. Das Wort ist eigentlich gar nicht zu übersetzen und trifft das bayerische Lebensgefühl.
Das schönste Gebäude der Stadt?
Die Amalienburg im Nymphenburger Schlosspark ist wie ein kleines Wochenendhäuschen im Wald: im Pompösen privat wohnen.
Der eingängigste München-Song?
„Mia san ned nur mia“ von Dreiviertelblut. Das Lied hat die Band anlässlich der Proteste gegen die Pegida-Demonstrationszüge geschrieben, der gesellschaftspolitische Bezug geht aber weit darüber hinaus. Wie es mit Grandezza so viel Inhalt transportiert, ist bemerkenswert.
Isar oder Eisbach?
Isar! Zum einen wegen der Nähe, zum anderen kann ich dort beides haben, Gesellschaft genauso wie Einsamkeit.
Biergarten oder Bar?
Alles zu seiner Zeit. Nach einem Kulturerlebnis oder einem guten Essen sollte man auf einen Absacker in einer Bar vorbeischauen. Wer einen Nachmittag oder Abend mit Freunden verdaddeln will, sollte in den Biergarten gehen.
Philharmonie oder Blasmusik?
Wenn ich im Biergarten bin, höre ich gerne Blasmusik. Ansonsten bevorzuge ich die Philharmonie.
Auf die Berge oder an die Seen am Wochenende?
Eigentlich mag ich beides sehr gern. Aber: Mein Tag steckt voller Termine, darum schaffe den weiteren Weg in die Berge nur selten. Der nächste See ist für mich leichter und schneller zu erreichen.
Der beste Ort in München, um den Besuch zu beeindrucken?
Der Max-Joseph-Platz protzt ohne Ende. Nirgends stellt sich dieses typische „Mir san mir“-Gefühl besser ein.
Der beste Ort in München für ein Feierabendbier?
Der Biergarten des Hofbräukellers am Wiener Platz lässt sich gut mit einem Spaziergang an der Isar verbinden. Dort findet man immer einen Platz, und wenn es mal gewittert, passen alle ins Wirtshaus.
Der beste Ort in München für ein romantisches Date?
Im Nordteil des Englischen Gartens kann man zu zweit ganz alleine sein.
Der beste Ort in München zum Nachdenken?
Ich gehe gern in den Kabinettsgarten in der Residenz. Ein Ort mitten in der Stadt und doch abseits des Trubels.
Der beste Ort in München für Musikfans?
Für mich persönlich ist das der Herkulessaal in der Residenz wegen seiner wunderbaren Akustik.
Der beste Ort in München, um Kultur zu erleben?
Ich persönlich mag das Kulturzentrum am Giesinger Bahnhof besonders, es bietet auf eine unaufgeregte Art eine große Bandbreite an Film, Vorträgen, Musik und Tanz.
Der beste Ort in München bei Italien-Fernweh?
Das Max Trenta: ein ausgezeichnetes, bezahlbares italienisches Lokal. Im Innenhof fühlt sich der Sommer an wie in Italien.