Ob Michelin Sterne oder Gault-Millau – hinter jeder dieser Auszeichnungen steckt eine Vision, viel Liebe zu Lebensmitteln, handwerkliche Könnerschaft und nicht zuletzt harte Arbeit. Die bayerische Landeshauptstadt schneidet im gastronomischen Spitzen-Ranking Jahr für Jahr mit Bestnoten ab. Münchens Sterneköche und Restaurants im Überblick.
München ist im Guide Michelin 2023 endlich wieder mit einem Drei-Sterne-Restaurant vertreten: Gourmetkoch Jan Hartwig holte mit seinem eigenen Restaurant JAN auf Anhieb drei Sterne – und das obwohl das Lokal erst im Oktober 2022 eröffnet hatte. Für eine erste Restaurantauszeichnung ist das außergewöhnlich, allerdings hatte Hartwig zuvor schon jahrelang auf Drei-Sterne-Niveau im Atelier im Hotel Bayerischer Hof gekocht.
Außerdem ist München mit fünf Zwei-Sterne-Restaurants vertreten, auch wenn es im letzten Jahr einige Wechsel bei den Chefköchen gab: Das Alois - Dallmayr Fine Dining mit seinem neuem Küchenchef Max Natmessnig, das Atelier im Bayerischen Hof, in dem nun Anton Gschwendtner kocht, und das Tantris, in dem seit dem Umbau Benjamin Chmura in der Küche zuständig ist. Auch Tohru Nakamur konnte mit seinem eigenen Restaurant Tohru in der Schreiberei wieder zwei Sterne holen. Und am beständigsten hält sich Chefkoch Bobby Bräuer mit seinem EssZimmer in der BMW Welt in der Zwei-Sterne-Liga.
Einen Michelin-Stern haben außerdem elf Restaurants in München erhalten: Das Les Deux und das Mural im Muca-Street-Art Museum in der Altstadt, das Tantris DNA und der Werneckhof mit Spitzenköchin Sigi Schelling in Schwabing, das Sparkling Bistro in der Maxvorstadt, das kleine Showroom by Dominik Käppeler in der Au, das Acquarello in Bogenhausen, das Gabelspiel in Giesing sowie das Mountain Hub Gourmet am Münchner Flughafen. Neu dazugekommen sind das Restaurant Brothers der Zwillingsbrüder Tobias und Markus Klaas sowie das neueröffnete Mural Farmhouse in Sendling.
Ab dem Jahr 2022 schafft der Restaurantführer Gault&Millau nun seine Punktebewertung ab und vergibt nur noch Hauben – davon gibt es maximal fünf. Die höchste Auszeichnung in München waren drei rote Hauben, diese bekamen das Esszimmer, das Tantris und das Tohru in der Schreiberei. Danach kommen in der Wertung die schwarzen Hauben: das Tian (schließt Ende 2022), Atelier, Les Deux, Sparkling Bistro, Tantris DNA und der Werneckhof bekamen drei schwarze Hauben.
Sieben Mal vergab der Restaurantführer in München die zwei roten Hauben (Acetaia, Hippocampus, Jin, Gabelspiel, Mural, Showroom, Schwarzreiter) und zwölf Mal die zwei schwarzen Hauben (Acquarello, Blauer Bock, Essence Restaurant, Kaito, Käfer-Schänke, Landersdorfer & Innerhofer, Mun, Restaurant Ederer, Restaurant Huber, Pageou, Tivu, Weinhaus Neuner). Außerdem wurde sechsmal eine rote Haube vergeben, sowie an 19 Restaurants, Gaststätten und Bars eine schwarze Haube – darunter die Bar Mural, die Brasserie Colette by Tim Raue, das Usagi und die Ménage Bar im Glockenbachviertel.
Ganz besonders geehrt wurde 2022 Viktor Gerhardinger, der Küchenchef im vegetarischen Sternelokal Tian. Dem 32-Jährigen verlieh man nicht nur die drei schwarzen Hauben, sondern auch die Auszeichnung „Aufsteiger der Jahres“. Leider schließt das Tian München zum Ende des Jahres 2022.
Münchner Kult ist das denkmalgeschützte Siebzigerjahre-Gebäude des legendären Gourmet-Tempels Tantris in München-Schwabing. Der Bau ist eines der herausragenden Zeugnisse der Nachkriegsarchitektur. Das Lokal selbst gilt als Wiege der deutschen Sternegastronomie. Der Name Tantris steht für die Suche nach Vollkommenheit. Vollkommene Gaumenfreuden zu schaffen, dazu fühlten sich im Tantris über lange Jahre die Starköche Eckard Witzigmann und Heinz Winkler berufen. Viele der derzeitigen Münchner Spitzenköche wurden von ihnen oder einem ihrer Schüler in die hohe Schule französischer Kochkunst eingeführt. Der heute 1941 geborene Witzigmann trägt seit 1994 den Titel „Jahrhundertkoch“, der vom Gault-Millau weltweit bisher nur viermal, unter anderem auch an Paul Bocuse, vergeben wurde.
Beinahe 30 Jahre war Witzigmanns Schüler Hans Haas bis Ende 2020 Küchenchef im Tantris und ebenso lange wurde das Tantris unter seiner Führung mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet. Nach einer Renovierung öffnete das Tantris seine Türen wieder im Herbst 2021: Im Menü-Restaurant ist der neue Küchenchef Benjamin Chmura zuständig, á-la-carte isst man im Restaurant „Tantris DNA“ bei der 30-jährige Französin Virginie Protat.
Seit über hundert Jahren ist das Münchner Traditionshotel Bayerischer Hof in Familienbesitz. Bereits 1841 wurde das Haus auf königlichen Wunsch hin eröffnet. Seine Gästeliste führt so geschichtsträchtige Namen wie den der Kaiserin Elisabeth und ihres Gatten Kaiser Franz Joseph I, von Franz Kafka oder Sigmund Freud. Zu seinen Lebzeiten war das Fünf-Sterne-Haus Rückzugsort von Michael Jackson und seiner Familie, wenn er in München gastierte.
Der Tradition des Hauses entsprechend, steht der Bayerische Hof den Münchner*innen in vielen Bereichen offen. So auch in seinem Luxusrestaurant Atelier. Es wurde vom belgischen Inneneinrichter, Kunstsammler und Antiquitätenhändler Axel Vervoordt im Stil eines Künstlerateliers gestaltet, mit antiken Beistelltischen, einem Privée und einer ruhigen, mit Feuerahorn bepflanzten Terrasse. Der Küchenchef des Atelier Anton Gschwendtner ist hier in die Fußstampfen des bekannte Sternekochs Jan Hartwig getreten.
Dieser hatte das Restaurant im Herbst 2021 verlassen und eröffnete im Frühsommer 2022 seinen eigene Laden „Jan“ im schönen Schlossgarten bei der Porzellan Manufaktur Nymphenburg. 2017 wurde Hartwig von der Jury des Gastro-Guides Gault&Millau zum „Aufsteiger des Jahres“ gekürt. Nur ein Jahr zuvor war er vom Magazin „Feinschmecker“ als „Koch des Jahres 2016“ ausgezeichnet worden. 2023 holte das Atelier zwei Michelin-Sterne, das neue Restaurant JAN von Jan Hartwig wurde auf Anhieb mit drei Sternen ausgezeichnet.
Ich freue mich sehr darauf, im Alois meinen Küchenstil zeigen zu dürfen. Es sind 18 bis 20 Gänge, die harmonisch aufeinander aufbauen – man wird definitiv satt, geht aber mit einem Gefühl der Leichtigkeit aus unserem Restaurant.
Die Ursprünge der Delikatessenhandlung „Alois Dallmayr“ reichen zurück bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts. Das Stammhaus in der Münchner Altstadt gehört zu den größten seiner Art weltweit und ein Bummel durch die Feinkostabteilung im Erdgeschoss zählt zu den Highlights eines München-Aufenthalts. Seit 2006 gibt es im ersten Stock von Dallmayr ein Fine Dining Restaurant, seit 2018 das Alois - Dallmayr Fine Dining, das sich aktuell mit zwei Michelin-Sternen schmücken darf.
Dabei versteht sich das Alois als Restaurant mit leichter, zeitgemäßer Produktküche, die in ungezwungener Atmosphäre präsentiert wird. Der neue Küchenchef Max Natmessnig hat den Job zum Oktober 2022 übernommen und löst damit Christoph Kunz ab: „Ich freue mich sehr darauf, im Alois meinen Küchenstil zeigen zu dürfen. Es sind 18 bis 20 Gänge, die harmonisch aufeinander aufbauen – man wird definitiv satt, geht aber mit einem Gefühl der Leichtigkeit aus unserem Restaurant.“ Natmessnig wurde vom österreichischen Gault Millau zum „Koch des Jahres 2022“ gekürt.
Der in München geborene Deutsch-Japaner Tohru Nakamura war bis zur Schließung im Jahr 2020 Küchenchef im Werneckhof – im selben Jahr wurde er in der Deutschland-Ausgabe von Gault&Millau er zum „Koch des Jahres“ gewählt. Nach seiner Ausbildung arbeitete Nakamura im Münchner Hotel Königshof und in mehreren Drei-Sterne-Restaurants im In- und Ausland und verhalf der Küche des Werneckhofs zu internationaler Anerkennung. Das Geheimnis seines Erfolges liegt in der gelungenen Verbindung heimischer und fernöstlicher Zutaten.
Die europäische Küche ist die Basis meiner Kochkunst. Das Besondere entsteht durch den asiatischen Einschlag, besonders durch meine Liebe zu den japanischen Aromen.
Bis März 2021 konnten Tohru Nakamura und sein Team ihre Kochkünste im Pop-Up Restaurant „Salon rouge“ schon einmal in der ehemaligen Stadtschreiberei unter Beweis stellen. Nach kurzen Renovierungsarbeiten eröffnete das Restaurant „Tohru in der Schreiberei“ nun im Winter 2021 und konnte bei der diesjährigen Sternevergabe vom Guide Michelin wieder zwei Sterne holen!
Das futuristisch anmutende Gebäude der BMW Welt vom Architektenteam Coop Himmelb(l)au beherbergt einen Gastronomiebetrieb der Luxusklasse. Unter dem Dach führt Bobby Bräuer sein Gourmetrestaurant EssZimmer. Der Name verweist auf das gemütliche und dennoch luxuriöse Ambiente mit offenem Kamin, edlen Hölzern und dunklem Leder, in dem sich der Gast wie zu Hause fühlen soll.
Kochen können wir Sterneköche alle. Ich glaube, was das Esszimmer so besonders macht, ist seine moderne und doch gemütliche Atmosphäre. Wir möchten unseren Gästen das Gefühl geben, anzukommen und sich ungestört dem Genuss hingeben zu können. Deswegen frage ich meine Gäste auch nie, ob es Ihnen geschmeckt hat, sondern, ob sie einen schönen Abend hatten.
Der Spitzenkoch und gebürtige Münchner Bobby Bräuer und sein Team stehen für exquisite französische Küche. Auch in diesem Jahr war das dem Guide Michelin zwei Sterne wert – diese beiden verteidigt Bräuer bereits seit 2015. Als besonderes Angebot steht allen Gästen nach dem Essen ein exklusiver Chauffeurservice für die kostenlose Heimfahrt im Münchner Stadtgebiet zur Verfügung.
Seit 2017 führt Küchenchef Dominik Käppeler die Geschicke des Feinschmecker-Hotspots „schweiger 2“ im Münchner Stadtteil Au unter dem neuen Namen Showroom weiter. Seit 2015 verteidigt der Küchenchef den Michelin-Stern des Hauses und sorgt für Kontinuität und Identität im kleinsten Sternerestaurant der Stadt. Im intimen und freundlich hellen Ambiente des Showrooms wird ein fixes, alle 14 Tage wechselndes Menü serviert.
Aal, Banane, Senf und Stilton passen nicht zusammen? Und wie es passt, Aroma-Pairing ist unser Weg. Der Gaumen entscheidet, ob es schmeckt, nicht der Kopf!
Im Schäfflerhof, einer der feinsten Shopping Adressen Münchens im Karree von Theatinerstraße, Maffeistraße und Schäfflerstraße, erstreckt sich das Restaurant Les Deux über zwei vollverglaste Stockwerke. „Les Deux", das sind der Elsässer Fabrice Kieffer und seine Frau Katrin Kieffer mit ihrem Doppelkonzept aus Restaurant und Brasserie, für das sie sich diesmal mit einem Michelin Stern schmücken dürfen. Kieffer hat bei Heinz Winkler in der „Residenz" in Aschau gelernt und selbst schon wichtige Auszeichnungen als Maitre und Küchenchef erhalten, bevor er sich mit dem Les Deux in München den Traum vom eigenen Lokal verwirklicht hat. Das Restaurant im ersten Stock bietet moderne französische Küche mit vielen Facetten. Klassiker und Internationales gibt es in der Brasserie im Erdgeschoss.
In unserem Haus wird bayerische Herzlichkeit gepaart mit französischem Charme gelebt. Wir sind immer für unsere Gäste da. Die Küche trägt die Handschrift der französischen Küche, wobei sie leichter ausfällt und ab und an mit asiatischen Aromen gearbeitet wird.
Fabrice und Katrin Kieffer: „In unserem Haus wird bayerische Herzlichkeit gepaart mit französischem Charme gelebt. Wir sind immer für unsere Gäste da. Die Küche trägt die Handschrift der französischen Küche, wobei sie leichter ausfällt und ab und an mit asiatischen Aromen gearbeitet wird.“
Ebenfalls geprägt durch Heinz Winkler wurde Mario Gamba, ein Italiener aus Bergamo, der 12 Jahre gemeinsam mit der Kochlegende am Herd verbracht hat. Seit über 20 Jahren serviert er in seinem eigenen Restaurant Acquarello in München-Bogenhausen italienische Küche auf höchstem Niveau und gilt vielen als der vielleicht beste Italiener außerhalb Italiens. Die pure Freude beim Kochen und Zubereiten der Speisen nennt Gamba als Motiv dafür, dass er seinen Job als Übersetzer für Französisch und Spanisch aufgab und sich dem Kochen zuwandte, das er sich im Übrigen selbst beigebracht hat. Das Acquarello behält auch 2023 einen Michelin-Stern.
Ich bin kein großer Koch. Aber ich koche so, als ob da draußen meine Familie sitzen würde. Ich trenne einfach nur das Gute vom Schlechten. So einfach entsteht Qualität. In meiner Küche schmeckt man das Mittelmeer, die Sonne und die Lebensfreude.
Seinen Michelin Stern behält auch das Restaurant Gabelspiel in Giesing mit seinem Inhaber und Chefkoch Florian Berger. Er setzt auf raffinierte Kreationen auf Basis der französischen Küche, während seine Frau Sabrina als Gastgeberin und Weinexpertin fungiert. Auf der Homepage des Restaurants schwärmen Florian und Sabrina Berger von der Experimentierfreude beim Kochen: „Wir lieben alle Lebensmittel, die es auf den Märkten dieser Welt gibt, und versuchen durch einen ausgewogenen Einsatz dieser Lebensmittel gesund und vor allem glücklich zu leben. Keine Kombination ist uns zu gewagt, kein Lebensmittel zu ausgefallen. Für all diejenigen die gutes Essen lieben und zu schätzen wissen.“
Im Jahr 2020 noch Neuzugang bleibt das Mural im Muca-Street-Art Museum mit Küchenchef Joshua Leise der Riege der Ein-Sterne-Küche auch 2023 erhalten. Das hippe Restaurant inmitten der Münchner Altstadt bietet eine Tagesbar in entspannter Atmosphäre, abends besticht das Fine-Dining-Konzept mit anspruchsvollen und kreativen Menüs. Dabei legt das Team besonderen Wert darauf, aus einfachen, sorgfältig gewählten regionalen Zutaten das Maximale herauszuholen.
„Wir arbeiten hauptsächlich mit kleinen regionalen Produzenten, deren Handwerk und Augenmerk auf Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung uns in besonderem Maße am Herzen liegt.“
Joshua Leise ist dabei stets auf der Suche nach den besten saisonalen Produkten: „Wir arbeiten hauptsächlich mit kleinen regionalen Produzenten, deren Handwerk und Augenmerk auf Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung uns in besonderem Maße am Herzen liegt. Gleiches gilt für die Auswahl unserer Weine und Winzer. Produktnähe und Handwerk, die wir an unseren Lieferanten schätzen, ist auch was wir versuchen, in alle unsere Kreationen einfließen zu lassen.“
Jürgen Wolfsgruber konnte für das Sparkling Bistro ebenfalls seinen Michelin-Stern behalten. Im April 2021 wurde er vom Feinschmecker als „Koch des Monats“ ausgezeichnet. Das Restaurant in geschichtsträchtigen Räumen des ehemaligen Tantris-Ablegers Terrine in der Amalienpassage inmitten der Maxvorstadt setzt auf das Zusammenspiel natürlicher Produkte direkt vom Produzenten, aus nachhaltiger Herstellung und erstklassigem kulinarischem Handwerk. Ehrliche Lebensmittel mit Charakter und der fast 50 Jahre alte Molteni Herd sind dabei das Zentrum der Küche des Sparkling Bistros.
Jürgen Wolfsgruber: „Kochen braucht zum einen Zeit und muss vor allem Spaß machen. Ich habe mein Hobby, meine Leidenschaft und meine Passion zum Beruf gemacht. Wir müssen lernen, Lebensmittel in unserem direkten Umfeld, aus unserer Heimat oder Region wieder wertzuschätzen. Dafür stehen wir im Bistro. Deshalb gibt es bei uns immer nur ein Menü aus 5 oder 7 Gängen und keine à la carte Option. Gegessen wird, was auf den Tisch kommt.“
Das Moutain Hub Gourmet im Hilton Munich Airport wurde 2022 zum ersten Mal vom Guide Michelin ausgezeichnet und auch in diesem Jahr bekam es wieder den Stern. Das Mountain Hub Gourmet zählt nun als einziges Sternelokal an einem deutschen Flughafen. Perfekt für jene, die einen späten Flug gebucht oder Lust auf eine exklusiven Zwischenstopp haben!