Mit den bayerischen Kabarettisten Franziska Wanninger und Martin Frank hat München Tourismus drei Videos produziert, die die Abstandsregeln mit dem typischen Münchner Humor erklären. In den Münchner Rikscha-Gschichten nehmen die beiden die Zuschauer mit auf eine Rikscha-Fahrt durch die Stadt. Im Interview hat uns Franziska ihre lustigsten Erlebnisse beim Dreh, ihre Tipps für die besten Flirt-Spots sowie die tolerantesten Orte der Stadt verraten.
Franziska, wie war es für Dich, zum ersten Mal eine Rikscha zu lenken?
Unheimlich! Ich hatte ja die Idee mit der Rikscha und als ich dann zum ersten Mal draufgesessen bin, hab‘ ich mich total dafür verflucht. Ich hab‘ mein Leben lang gedacht, das ist einfach nur ein bisschen Radlfahren. Pustekuchen! Man hat nämlich am Anfang ständig den Eindruck, dass man gleich umkippt. Außerdem sitzt man so hoch, dass man mit den Füßen nicht zum Boden kommt, das macht es jetzt nicht gerade einfacher. Am ersten Drehtag musste ich ungefähr 30 Mal über den zur Rushhour stark frequentierten Kabelsteg radeln und vor allem wieder umdrehen. In der ersten Einstellung bin ich gleich mal quer über die Fahrbahn und ins Gebüsch.
Was waren die lustigsten Erlebnisse beim Dreh?
Da gab es einige! Am Nachmittag wurden zum Beispiel im Englischen Garten Aufnahmen mit großem Abstand gemacht, so dass man mich immer in der Weite radeln sieht. die Passanten hatten also keine Ahnung, dass gedreht wird, aber wollten ständig bei mir mitfahren, wohl weil ich so aufgerüscht im Dirndl einen guten Eindruck hinterließ. Während ich also hochkonzentriert auf Rikscha und Route (da vorn um die Kurve, nicht zu weit links, da ist ein Stein etc.) in Richtung Filmteam geschaut hab‘, bis mein Zeichen kommt, sind aus dem Nichts immer wieder Menschen vor mir gestanden und haben mich mit Fragen zu Preisen und Stadtführung bombardiert. „Des is mei Schwager, des is a stärkerer, mit weit über hundert Kilo, zwingen Sie den aa“? Dass das ein Filmdreh ist, haben sie mir erstmal nicht geglaubt. Als wir bei der BMW Welt gedreht haben, flog bei jeder Fahrt über die Brücke eine Drohne über mir. Ein kleiner Junge stand völlig begeistert rund zehn Minuten lang an meinem Startpunkt und schaute aufgeregt in den Himmel. Als ich zum fünften Mal zum Startpunkt zurückkehrte, und die Drohne mit mir, stand er mit aufgerissenen Augen da und sagte zu seiner Mutter: „Mama, Mama, die Drohne, die verfolgt mich! Die will immer wieder zu mir!“
Siehst Du seit dem Dreh die Tätigkeit eines Rikscha-Guides mit anderen Augen?
Absolut! So eine Rikscha zu fahren ist gar nicht so einfach. Außerdem ist es auch anstrengend. Zwar haben die meisten einen Elektromotor, das heißt, ich konnte beim Dreh da gut drauf zurückgreifen, das Ding ist ja auch schwer, aber mit einem normalen Rikscha-Alltag hat das nichts zu tun. Wenn man immer mit Motor fährt, hält der Motor nicht mal eine halbe Schicht, da ist also dann Muskelkraft gefragt. Man muss München außerdem richtig gut und unter ganz anderen Aspekten kennen. Zum Beispiel ob man mit Fahrgästen lieber so rum oder so rum fährt, weil man den einen kleinen Berg vielleicht nicht hochkommt. Ob man zwischen zwei Säulen mit der Rikscha durchpasst oder nicht und so weiter. Außerdem geht auch immer mal wieder irgendwas kaputt. Bei sengender Hitze mit ungeduldigen Touristen Reifen flicken gehört also leider auch zu dem Job. Und dann müssen Rikschafahrer natürlich auch sehr viel Geschichtliches über München wissen und das mindestens auch auf Englisch. Ich kann nur sagen: Respekt!
Wo geht's besonders tolerant in München zu?
Also grundsätzlich finden wir München überall sehr tolerant. Aber am tolerantesten ist die Wiesn, denn nirgendwo sonst würde man zwei Wochen lang über Preißn in einer Frotti-Lederhose so tolerant hinwegsehen als hier.
Und wo ist der beste Flirt-Spot in München?
Ich setze da auf den Englischen Garten. Denn wenn ein Flirtversuch missglückt, kann sich dieser in seiner Weitläufigkeit besser verflüchtigen als in einem überschaubaren Biergarten oder Bar. Wer es leidenschaftlicher haben möchte, dem empfehlen wir Sommerabende am Königsplatz. Dort kann jedermann unter Anleitung einen feurigen Tango tanzen, und wie könnte man sich leidenschaftlicher näherkommen als nassgeschwitzt zu temperamentvoller Musik. Wo doch auch Gerüche ausschlaggebend für eine gute Partnerschaft sind. Allerdings empfehlen wir das erst wieder nach Corona. Bis dahin bleiben Sie am besten einfach Single.
Was ist Euer persönlicher Lieblingsbiergarten in München?
Wir treffen uns sehr gerne in einem kleinen und feinen Biergarten im Münchner Süden, der im Gegensatz zum Chinesischen Turm fast ein Geheimtipp ist. Deshalb wollen wir den Namen eigentlich ungern nennen. Aber während der Dreharbeiten zu den Spots haben wir uns zusätzlich Hals über Kopf in den Michaeli-Biergarten verliebt. Ein wunderschöner Biergarten direkt an dem kleinen See im Ostpark. Man muss nur aufpassen, dass man nicht in Schwanenkacke tritt (lacht).
Franziska, vielen Dank für das Gespräch!
Gut zu wissen: Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist und sich von einem unserer geprüften Rikscha-Guides die Sehenswürdigkeiten Münchens zeigen lassen will, bucht am besten unsere Rikscha-Tour Altstadt & Englischer Garten: hier enteckt man nicht nur die Sehenswürdigkeiten der Innenstadt, sondern auch die grüne Lunge Münchens, den Englischen Garten.
Übrigens: Franziska Wanninger und Martin Frank haben zusammen ein Buch geschrieben: Der famose Freistaat – Bayern verstehen für Anfänger und Fortgeschrittene. Die Kabarettisten zeigen, wie der Freistaat und seine Einwohner sind – sie erklären die Sprache, die es zu erhalten gilt, die Menschen, die man erst mal verstehen muss, und sezieren alle Klischees wie ein Hendl auf der Wiesn. Wer die beiden live sehen möchte, findet die geplanten Termine – unter Berücksichtigung der Abstandsregeln – unter franziska-wanninger.de sowie martinfrank-kabarett.de.