Das Hofbräuhaus ist wahrscheinlich das bekannteste Wirtshaus der Welt. Wir haben sieben Dinge gesammelt, die Sie womöglich trotzdem noch nicht über das Hofbräuhaus wussten. Oder doch?
Kaum zu glauben, aber wahr: Im 16. Jahrhundert war Bayern noch keine Biernation. Wer etwas auf sich hielt, trank Wein – oder Bier aus Norddeutschland. Dieses Importbier war teuer und die bayerischen Regenten durstig.
Importbier war teuer und die bayerischen Regenten durstig. Also gab Herzog Wilhelm V. am 27. September 1589 den Bau einer eigenen Brauerei in Auftrag.
Also gab Herzog Wilhelm V. am 27. September 1589 den Bau einer eigenen Brauerei in Auftrag. Sie sollte künftig den Hof versorgen und so die staatlichen Bierausgaben reduzieren. Als Standort wählte er das ehemalige herzogliche Hühnerhaus am Alten Hof (heute Sparkassenstraße).
Bald war die Brauerei als Braunes Hofbräuhaus bekannt, denn das beliebte obergärige Bier wurde damals als Braunbier bezeichnet. Bis 1610 war es ausschließlich Mitgliedern und Bediensteten des bayerischen Hofes vorbehalten.
Um der steigenden Biernachfrage gerecht zu werden, wurde das Hofbräuhaus bald vergrößert: 1607 zog es ans Platzl um, wo es noch heute steht. Doch das Bier war zwar beliebt, aber nicht unbedingt gut. Als Maß aller Dinge galt damals „Ainpöckisch Bier“ aus der niedersächsischen Hansestadt Einbeck, das sogar in Italien getrunken wurde.
Das Bier war zwar beliebt, aber nicht unbedingt gut. Der geschäftstüchtige Herzog Maximilian beschloss kurzerhand, das nötige Know-how einzukaufen.
Der geschäftstüchtige Herzog Maximilian beschloss kurzerhand, das nötige Know-how einzukaufen. 1614 lotste er den Einbecker Braumeister Elias Pichler gegen gutes Salär nach München. Der neue Sud kam bei der Kundschaft gut an. Aus dem „Ainpöckisch Bier“ machte die Münchner Mundart bald „Bockbier“ – heutzutage besser bekannt als Starkbier.
Das Hofbräuhaus war lange die einzige bayerische Brauerei, die Stark- und Weißbier brauen durfte. Bayerns Herrscher nutzten diese Monopolstellung kräftig aus, um Geld zu verdienen. Angeblich machten im 17. Jahrhundert der Bierverkauf sowie die Biersteuer zwischen 30 und 50 Prozent der Staatseinnahmen aus.
Im 17. Jahrhundert machten der Bierverkauf sowie die Biersteuer zwischen 30 und 50 Prozent der Staatseinnahmen aus. Auch die bayerische Kriegsmaschinerie des Dreißigjährigen Kriegs (1618–1648) soll größtenteils so finanziert worden sein.
Auch die bayerische Kriegsmaschinerie des Dreißigjährigen Kriegs (1618–1648) soll größtenteils so finanziert worden sein. Erst 1798 verzichteten die herrschenden Wittelsbacher auf das Privileg auf Weißbier, 1810 auf das auf Starkbier.
Gut für den Staatshaushalt ist die Brauerei bis heute: 2017 und 2018 flossen vom Gewinn rund zweieinhalb Millionen Euro an den Freistaat, den Eigentümer von Hofbräu.
Eigentlich gibt es zwei Hofbräuhäuser in München: das Stammhaus in der Innenstadt – und den Hofbräukeller in Haidhausen. Das liegt unter anderem am Tourismus. Schon im 19. Jahrhundert war München ein beliebtes Ausflugs- und Urlaubsziel. Klar, dass viele Gäste auf ein, zwei oder mehr Bier im Hofbräuhaus vorbeischauten.
Schon im 19. Jahrhundert war München ein beliebtes Ausflugs- und Urlaubsziel. Klar, dass viele Besucher auf ein, zwei oder mehr Bier im Hofbräuhaus vorbeischauten. Prinzregent Luitpold beschloss daher, den Gastraum zu vergrößern.
Prinzregent Luitpold beschloss daher, den Gastraum zu vergrößern. Zuerst wurden die Brauanlagen an die Innere Wiener Straße verlegt, in den neu gebauten Hofbräukeller; am 2. September 1896 wurde dann das alte Gebäude am Platzl abgerissen, das neue am 22. September 1897 eröffnet.
Die Kosten für das neue Hofbräuhaus beliefen sich auf rund 819.000 Goldmark. Wie viel das heute in Euro wäre, lässt sich nicht verlässlich berechnen – ein Vergleich zeigt aber, dass die Sache im Millionenbereich liegen dürfte: So kosteten 1882 zehn Eier eine halbe Mark. Und ein Maurer verdiente pro Tag etwa 3 Mark 50.
Inzwischen wird auch im Hofbräukeller nicht mehr gebraut: 1988 zog die Brauerei nach Riem in eine moderne und größere Anlage um.
Das Hofbräuhaus am Platzl besuchen an schönen Tagen bis zu 35.000 Menschen, ein großer Teil davon Stammgäste. Allein 120 Stammtisch-Gruppen treffen sich dort derzeit. Viele Stammtischler haben nicht nur einen persönlichen Bierkrug, den sie im Maßkrugtresor verwahren; viele von ihnen bezahlen auch mit einer eigenen Währung, den Bierzeichen.
Diese Scheine werden von der Brauerei ausgegeben. Sie sind nur im Hofbräuhaus und in angeschlossenen Lokalen gültig. Anders als „normales“ Geld unterliegen diese Bierzeichen keinen Währungsschwankungen: Für ein Bierzeichen gibt es immer exakt eine Maß.
Viele Stammtischler bezahlen mit einer eigenen Währung, den Bierzeichen. Spätestens nach dem dritten Bier wird drum gern geulkt, dass sie die bessere Geldanlage seien, weil sie mehr Prozente brächten als die Bank.
Spätestens nach dem dritten Bier wird drum gern geulkt, dass Bierzeichen die bessere Geldanlage seien, weil sie mehr Prozente brächten als die Bank. Das Bierzeichen-System ist auch bei anderen Münchner Brauereien verbreitet. Pensionäre und Pensionärinnen erhalten deshalb neben der Betriebsrente bisweilen eine festgeschriebene Zahl von Bierzeichen.
Im Hofbräuhaus traf man sich nicht nur des Trinkens wegen. So hielt der selbst ernannte Lebensberater Niki Gerstmeier dort Sprechstunden ab, in denen er Tipps für jede Lebenslage versprach – gegen Brotzeit oder Bier. Ältere Marktfrauen, die Radi-Weiber („Rettich-Frauen“), liefen in der Wirtschaft um die Wette: um zu beweisen, dass sie mit den jungen Leuten mithalten konnten.
Das rege Treiben zog viele berühmte Gäste an, darunter Lenin. Seine Frau lobte in ihrem Tagebuch das Wirtshaus als Ort, „wo das gute Bier alle Klassenunterschiede verwischt“. Auch von Mozart und Sisi ist ein Besuch belegt.
Im Hofbräuhaus traf man sich nicht nur des Trinkens wegen. Das rege Treiben zog viele berühmte Besucher an, darunter Lenin. Auch von Mozart und Sisi ist ein Besuch belegt.
Am 13. April 1919 wurde das Hofbräuhaus gar zum Zentrum einer Revolution, als Betriebs- und Soldatenräte die kommunistische Räterepublik ausriefen. Anschließend kam es zu Kämpfen zwischen dem Militär der Republik, kommunistischen Brigaden und rechten Freischärlern.
Ein Jahr später, am 24. Februar 1920, wurde die NSDAP im Hofbräuhaus gegründet, Adolf Hitler stellte sein sogenanntes „25-Punkte-Programm“ vor. Darin drohte er, Juden und Jüdinnen alle Bürgerrechte zu nehmen und eine Diktatur zu errichten. 13 Jahre später wurde das traurige Realität.
Alle Bayern müssen jetzt ganz stark sein: Das bekannteste Lied übers Hofbräuhaus stammt von einem Berliner. „In München steht ein Hofbräuhaus“ wurde 1935 von Wilhelm Gabriel komponiert, Spitzname „Wiga“. Laut einer Legende soll Gabriel die Melodie im Berliner Café am Zoo eingefallen sein.
Das bekannteste Lied übers Hofbräuhaus stammt von einem Berliner. Es erlebte seine Uraufführung auf dem Dürkheimer Wurstmarkt und entwickelte sich im Fastnachtstreiben schnell zu einem Hit.
Kurzerhand notierte er die Noten auf einer Illustrierten. Der Text soll von Gabriels Freund Klaus Siegfried Richter stammen. Das Hofbräuhaus-Lied erlebte seine Uraufführung auf dem Dürkheimer Wurstmarkt und entwickelte sich im Fastnachtstreiben schnell zu einem Hit.
1981 griff die Münchner Band Spider Murphy Gang das Stück auf. Ihr Song „Skandal im Sperrbezirk“ beginnt mit den Worten: „In München steht ein Hofbräuhaus – doch Freudenhäuser müssen raus.“
Das Lied schaffte es auf Platz eins der deutschen Charts und wird bis heute in jedem bayerischen Festzelt gespielt.