In München gibt es viele Orte, die mit besonderen Lichtmomenten, Lichtkonzepten und Lichtstimmungen wahrhaft glänzen. Eine kleine Auswahl, von BMW bis Westfriedhof.
Als Architekten den Umbau der Städtischen Galerie im Lenbachhaus planten, standen sie vor einer Herausforderung. Einerseits sollten die ausgestellten Werke möglichst natürlich beleuchtet werden – andererseits sollten variable Lichtfarben den Kurator*innen möglichst viele Gestaltungsmöglichkeiten eröffnen. Die Lösung: spezielle, eigens fürs Lenbachhaus entwickelte LED-Lampen. Sie sorgen für individuelles und flackerfreies Licht in jedem Ausstellungsraum. Die Leuchten stammen von der Münchner Lichtfirma Osram, als Berater fungierte der Lichtkünstler Dietmar Tanterl.
Die unscheinbarste Lichtinstallation der Stadt hängt an einer Schule im Stadtteil Maxvorstadt. Selbst die meisten Münchner*innen kennen sie nicht, weil sie täglich nur für eine einzige Minute leuchtet. Von 21.20 bis 21.21 Uhr strahlen hier rote Explosionsblitze – im Gedenken an Georg Elser, einen Widerstandskämpfer gegen das Naziregime. Er lebte ein paar Häuser weiter. 1939 versuchte er Adolf Hitler mit einer selbst gebastelten Bombe in einem Bierkeller zu töten. Um 21.20 Uhr explodierte der Sprengsatz, verwüstete den Saal und tötete sieben Anhänger des Diktators sowie eine Kellnerin. Hitler selbst überlebte – ganz entgegen seiner Gewohnheiten war er früher nach Hause gegangen. Elser wurde verhaftet und kurz vor Kriegsende im Konzentrationslager Dachau hingerichtet.
In keinem anderen Münchner U-Bahnhof herrscht ein so gelungenes Zusammenspiel aus Licht und Dunkelheit wie im Westfriedhof. Wer hier aus dem Zug steigt, denkt im ersten Moment, er wäre in einer Höhle gelandet: Die Wände des hohen Bahnsteigschachts bestehen aus rohem Fels. Als einzige Beleuchtung dienen elf große Leuchten, riesige Halbkugeln, die aus der Decke wachsen. Sie tauchen den Bahnsteig in unterschiedliche Schattierungen von Blau, Rot und Gelb. Die Idee stammt vom bekannten Münchner Lichtkünstler Ingo Maurer, der im Oktober 2019 im Alter von 87 Jahren verstorben ist. Zu Maurers Kreationen gehören auch das Lichtkonzept am U-Bahnhof Münchner Freiheit und im Zwischengeschoss der Haltestelle Marienplatz.
1,2 Kilometer: So lang ist die längste Lichtinstallation Münchens, der Lightway. Oder, wie Künstler Keith Sonnier ihn auch nennt: Lichtbad. Sonnier ist Lichtpionier und Kopf hinter der Installation. Sein Kunstwerk ist das erste oder das letzte, das Reisende in München sehen, schlängelt es sich doch unter dem Flughafen durch einen breiten Tunnel hindurch. Passagiere können hier mittels mehrerer Förderbänder schnell von einem Flughafenbereich in den anderen wechseln. Mit ihnen machen sich bunte Leuchtstoffröhren auf den Weg, vor allem die Farben Rot und Blau wechseln sich rhythmisch ab. Das Licht schafft ein Ambiente, in dem Passagiere für einen Moment ihren Reisestress vergessen. Drei Jahre benötigte Sonnier, bis seine Installation fertig war.
Die BMW Welt leuchtet eigentlich immer: Tagsüber spiegelt sich das Sonnenlicht in der großflächigen Glasfassade. Nach Sonnenuntergang strahlen Scheinwerfer den „Tornado“ an, eine Windhose ganz aus Glas, die den Haupteingang der BMW Welt flankiert. Gelbes und blaues Licht wechseln sich ab. Auf der anderen Straßenseite ragt der markante BMW-Achtzylinder auf, das Headquarter des Autobauers. Meist brennt in der jeweils obersten und untersten Etage der Zylinder Licht. Wer auf den nahen Olympiaberg steigt, blickt noch weiter: Hinter dem BMW-Viertel sticht dann die Allianz Arena rot aus der Nacht hervor, in der anderen Richtung strahlt Münchens Innenstadt. Ein echter Hotspot für alle Nachtfotograf*innen.
Nach Sonnenuntergang strahlen alle Plätze Münchens. Doch einer sticht besonders hervor: der Friedensengel. Er ist der vielleicht am schönsten beleuchtete Platz der ganzen Stadt, weithin sichtbar und ein beliebter Aussichtspunkt. Von den Terrassen unterhalb des Friedensengels lassen sich das nächtliche Lehel und die Maxvorstadt gut überblicken – ein fast schon romantisches Panorama. Kein Wunder, dass hier schon so mancher Heiratsantrag ausgesprochen wurde. Die Anlage wurde in mehreren Schritten von 1891 bis 1899 errichtet, sie erinnert an den Friedensschluss nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71. Die Säule ist 23 Meter hoch; die Flügelspannweite des Engels an ihrer Spitze misst rund fünf Meter.