München ist die Stadt der Toleranz und Vielfalt, das sieht man auch an den Insider-Orten der jeweiligen Stadtviertel. Da gibt es die Tangofans am Königsplatz, die Boule-Spieler im Hofgarten und die Surfprofis der Eisbachwelle neben dem Haus der Kunst – sie alle sind auch über die Stadtgrenzen hinweg längst zur Legende geworden.
An lauen Sommerabenden verwandelt sich der Eingangsbereich der Antikensammlungen in ein Tanzparkett: Auf den circa hundert Quadratmetern Muschelkalk schwofen dann 15 bis 30 Paare zu den melancholischen Klängen der Tangomusik. Initiator und Tanzlehrer Levent Göksu organisiert seit drei Jahren mit einigen Mitstreitern die bunt gemischten Tanzabende, die täglich ab 20 Grad stattfinden.
Für die hingebungsvolle Darbietung bilden die vis-à-vis liegende Glyptothek und der Propyläen-Bau, der einem Athener Stadttor nachempfunden wurde, eine perfekte Kulisse. Von 17 bis 19 Uhr gibt es kostenlose Workshops (wer möchte, kann etwas in den Hut werfen), danach wird richtig aufgedreht – und Tangoprofis drehen und wiegen sich neben den Amateuren.
Klack, klack, wow! Wer unter den Hofgartenarkaden spaziert, trifft unweigerlich auf das Geräuschgemenge aus aufeinanderprallendem Metall und Jubelrufen. Der breite Kiesweg zwischen Hofgartenhecken und Arkaden ist seit gut vierzig Jahren das Refugium der Pétanque-Spieler, die allabendlich in unterschiedlich großen Gruppen zusammenkommen. Bei dem geselligen Spiel geht es darum, die eigenen Metallkugeln möglichst nahe an der kleinen Zielkugel, der sogenannten „Cochonet“ – oder auf gut Bayerisch: „der Sau“ – zu platzieren.
Wichtig ist dabei die richtige Wurftechnik: Die Kugel kann entweder gerollt bzw. „gelegt“ – wie es im Kennerjargon heißt – oder in hohem Bogen geworfen („geschossen“) werden. Seit 35 Jahren findet hier auch jeden Sommer ein Hofgartenturnier statt, Veranstalter ist die „1. Münchner Kugelwurfunion – Pétanque Munichoise e.V.“ – 2016 nahmen 634 Menschen teil: So viele, dass ein paar Gruppen in den angrenzenden Finanzgarten ausweichen mussten.
Spätestens seit dem Dokumentarfilm „Keep Surfing“ (2009) ist sie so legendär, dass Profis aus der ganzen Welt anreisen, um sie einmal zu reiten: Die Eisbachwelle im Englischen Garten. Wo sonst kann man inmitten einer Millionenstadt vor neugierigem Publikum kunstvolle Wendungen auf dem Surfboard vollführen? Schon seit den 1980er-Jahren ist der Seitenarm der Isar, der mit konstant 27 Kubikmeter Wasser pro Sekunde aus dem gemauerten Doppeltorbogen hervorschießt und eine stehende Welle erzeugt, fest in der Hand der Surferinnen und Surfer.
Heute gilt die Welle am Haus der Kunst als weltbeste Location für Flusssurfen – und ist dementsprechend gut besucht. So kommt es vor, dass sich an beiden Seiten des Bachs Warteschlangen von mehr als zehn Menschen mit Surfbrett unter dem Arm bilden – eingefädelt wird nach dem Reisverschlussprinzip. Verständlich, wenn die Wartenden mit der flachen Hand gegen ihr Brett klopfen – das Signal für den Wellenreiter, den Spot freizugeben.