In München gilt die Starkbierzeit im März als „fünfte Jahreszeit". Zu verdanken ist sie den Mönchen, die in diesen Wochen ein kräftiges, nahrhaftes Bier brauten, um die Fastenzeit unbeschadet zu überstehen. Die Tradition des Starkbieres ist bis heute lebendig und erfreut sich größter Beliebtheit. Im März, zum Teil auch schon ab Ende Februar, werden in vielen Münchner Brauereigaststätten Starkbierfeste ausgerichtet. Alle Termine und Informationen finden Sie hier.
- Die besten Adressen und Termine
- Geschichte des Starkbiers
- Besonderheiten des Starkbiers
- Starkbieranstich auf dem Nockherberg
Alkohol, Kaffee, Süßigkeiten, zu wenig Bewegung – viele von uns nutzen die Fastenzeit zwischen Aschermittwoch und Ostern, um nach den wilden Tagen im Fasching eine Zeitlang auf schlechte Angewohnheiten zu verzichten. Früher hatten die Menschen gar keine Wahl und das Fasten war strengen Regeln unterworfen, vor allem in den Klöstern. „Wenig und vegan“ so lässt sich der Speisezettel eines Mönches aus der Mitte des 17. Jahrhunderts kurz umreißen. Nicht mehr als eine Mahlzeit pro Tag war ihm in der Fastenzeit erlaubt, das Essen durfte weder Fleisch noch andere tierische Produkte beinhalten. Wer das Fasten brach, dem drohten schwere Strafen.
Nach endloser Reise in Rom angekommen, war das Bier sauer geworden, und der Papst soll angewidert gesagt haben: „Wenn sie dieses Gesöff unbedingt trinken wollen, dann bitteschön, es ist zur Buße geeignet!“
Trotzdem dachten sich die Mönche immer wieder Tricks aus, um sich den Fastenalltag zu erleichtern. So wickelten sie zerkleinertes Fleisch in einen Mantel aus Nudelteig, um es vor dem Auge Gottes zu verbergen – ob sie wirklich glaubten, Gott könne nicht in das Innere einer Maultasche sehen? Zudem brauten sie ein besonders starkes Bier, reich an Alkohol und damit auch reich an Kalorien, denn Flüssiges war vom Fasten ausgenommen. Angeblich wurde sogar eine Probe davon an den Papst geschickt, um seinen Segen einzuholen. Auf der endlosen Reise nach Rom war das Bier sauer geworden, und der Papst soll angewidert gesagt haben: „Wenn sie dieses Gesöff unbedingt trinken wollen, dann bitteschön, es ist zur Buße geeignet!“
Obwohl der größte Teil der Starkbiere heute aus Bayern kommt, liegt ihr Ursprung im 13. Jahrhundert in der Stadt Einbeck in Niedersachsen. Lange Zeit ließ der Münchner Hof Bier aus Einbeck importieren, bis es ihm zu teuer wurde und er kurzerhand den Braumeister aus Einbeck samt seinem Braugeheimnis für das „Ainpöckisch Bier“ für das Hofbräuhaus abwarb. Aus dieser Bezeichnung entwickelte sich dann der Name Bockbier, das mit Ziegen- oder anderen Böcken nichts zu tun hat.
Das Starkbier, auch als Fastenbock oder Doppelbock bezeichnet, hat einen höheren Stammwürzegehalt als üblich (mindestens 18 Prozent), was an der goldgelben Farbe erkennbar ist. Auch der Alkoholgehalt ist mit ca. 7,5 Prozent deutlich höher als bei einem normalen Münchner Bier vom Fass mit um die 3,5 Prozent.
Alle großen Münchner Brauereien brauen Doppelbock-Biere. Man erkennt sie daran, dass ihre Namen auf -ator enden: Das Starkbier der Augustinerbrauerei heißt Maximator, das der Löwenbrauerei Triumphator, das der Spatenbrauerei Optimator, das von Hacker-Pschorr Animator. Am bekanntesten aber ist das Original – der Salvator der Paulanerbrauerei. Einen Überblick über alle typisch bayerischen Biersorten finden Sie übrigens in unserer Biertypologie.
Ab 1651 schenkten die Paulanermönche im Münchner Kloster Neudeck in der Au jedes Jahr im Frühling zu Ehren ihres Ordensgründers eine Biersorte nach Art des „Ainpöckischen Bieres“ aus. Es lief zunächst unter dem Namen „Sankt-Vater-Bier“, aus dem später im Volksmund das Salvator wurde. Ab dem 18. Jahrhundert war der bayerische Kurfürst Ehrengast beim alljährlichen Salvator-Anstich und bekam den ersten Krug überreicht.
Diese Tradition wird bis heute auf dem Nockherberg in der Au fortgeführt. Anstelle des Kurfürsten gebührt heute dem bayerischen Ministerpräsidenten die Ehre des ersten Krugs. Dafür muss er aber, anders als vor fast 300 Jahren, einiges an Spitzen gegen seine Person einstecken. Dieses Schicksal teilt er mit dem Rest der geladenen Politprominenz. In Wirklichkeit brennen wohl alle Anwesenden darauf, „derbleckt" (durch den Kakao gezogen) zu werden. Denn wer keine tragende Rolle beim „Derblecken“ spielt, der spielt sie auch nicht in der Politik.
Anstelle des Kurfürsten gebührt heute dem bayerischen Ministerpräsidenten die Ehre des ersten Krugs. Dafür muss er aber, anders als vor fast 300 Jahren, einiges an Spitzen gegen seine Person einstecken.
Neben dem Salvator-Anstich am Nockherberg veranstalten zahlreiche Brauereigaststätten ihre eigenen zünftigen Starkbierfeste. Hier sind die besten Adressen:
Den Auftakt zum Starkbieranstich macht alljährlich die feucht-fröhliche „Salvator-Polit-Show“ auf dem Nockherberg, bei der ein Kabarettist in Mönchskutte in der Rolle des „Bruder Barnabas“ über die Häupter der Mächtigen gehörigen Spott und manche Bissigkeit ausgießt. Auf der langen Liste der Fastenprediger auf dem Nockherberg finden sich berühmte Namen wie die von Walter Sedlmayr, Bruno Jonas und Django Asül. Von 2011 bis 2018 war die Kabarettistin Luise Kinseher als erste Frau für die Fastenpredigt auf dem Nockherberg zuständig. Mit ihr wandelte sich die Figur des Bruder Barnabas vorübergehend zur „Mama Bavaria“. Seit 2019 gibt der Allgäuer Satiriker Maximilian „Maxi“ Schafroth beim „Derblecken“ den Ton an.
Termine: Freitag, 3. März 2023: Salvator-Anstich mit Derblecken am Nockherberg, nur geladene Gäste, Liveübertragung im Bayerischen Fernsehen
Freitag, 10. März bis Sonntag, 2. April 2023: Starkbierfest für alle
Tickets: Online-Tickets für das Starkbierfest am Nockherberg finden Sie hier
Adresse: Hochstraße 77, 81541 München
Mehr Infos zum Starkbierfest auf dem Paulaner am Nockherberg
Zum „Triumphator“-Anstich im Löwenbräukeller am 10. März wird die Band ,,DeSchoWieda“ aufspielen. An den anderen Abenden sorgen offizielle Oktoberfest-Bands wie die Münchner Zwietracht und die Wadlbeisser für die richtige Stimmung. Mitreißend sind die Auftritte von Gruppen, die bayerisches Brauchtum wie das „Goaßlschnalzen“ und „Schuhplattlern“ auf die Bühne bringen. Und damit ist noch lange nicht Schluss: Ab 22 Uhr legen DJs bei den täglichen Afterpartys in der Bar Ludwig auf.
Termine: Freitag, 10. März bis Samstag, 25. März 2023, jeweils von Mittwoch bis Samstag
Tickets: Online-Tickets für das Starkbierfest im Löwenbräukeller finden Sie hier
Adresse: Nymphenburger Straße 2, 80335 München
Das Starkbierfest im Augustiner-Keller wird im Festsaal und im Alten Lagerkeller gefeiert. Die Harthauser Musi spielt an allen Tagen im Lagerkeller. Daneben treten treten parallel Bands im Festsaal auf, viele davon alte Bekannte vom Oktoberfest wie die 089 Band, die Cagey Strings oder die Wuidara Pistols.
Termine: Donnerstag, 23. Februar bis Samstag, 1. April 2023, jeweils von Donnerstag bis Samstag um 19 Uhr
Tickets: Online-Tickets für das Starkbierfest im Augustinerkeller finden Sie hier.
Adresse: Arnulfstraße 52, 80335 München
Der Starkbieranstich im Donisl wird am Freitag, 3. März gefeiert. Ausgeschenkt wird der Animator der Brauerei Hacker-Pschorr. Dazu spielt die Kapelle Josef Menzl, bekannt von vielen Starkbierfesten in ganz Bayern. Auch an allen weiteren Terminen treten bayerische Bands mit typischer „Wirtshaus-Musi“ auf.
Termine: Freitag, 3. März bis Samstag, 25. März 2023, jeweils Freitag und Samstag von18 bis 22 Uhr
Das Starkbierfest im Ayinger Bräustüberl findet am Freitag, den 10. März ab 19 Uhr statt. Für Stimmung sorgt die Band „Die Cadillacs“ und die Gstanzlsängerin Renate Maier. Der Ayinger Celebrator aus dem Fass wird danach bis 2. April ausgeschenkt.
Termine: Freitag, 10. März bis Sonntag, 2. April 2023
Tickets: Tickets und Tischreservierungen für das Starkbierfest im Ayinger Bräustüberl unter alexander.moosbauer@ayinger.de
Adresse: Münchener Straße 2, 85653 Aying