Die St. Anton-Kirche im Münchner Viertel Isarvorstadt, auch Antoniuskirche genannt, liegt gegenüber dem Alten Südfriedhof. Über die Jahrhunderte wurde sie immer wieder umgebaut, heute gehört sie zu den Sinnstifterorten in Bayern.
„Und wüsste ich alle Geheimnisse und hätte alle Erkenntnis und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts“ – das ist nicht nur einer der beliebtesten Texte bei kirchlichen Hochzeiten, sondern auch der Spruch der Kapuziner-Pfarrei in München. Es ist ein Text von Paulus an die Korinther und er steht in großen, goldenen Buchstaben auf der Backsteinmauer der St. Anton Kirche in der Isarvorstadt. Aber nur wenige wissen, was sich hinter der breiten Mauer gegenüber vom Alten Südfriedhof verbirgt: Die Pfarrei St. Anton mit der Antoniuskirche sowie der Schmerzhaften Kapelle, deren Geschichte bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht.
In den 1890er-Jahren hatte sich die Einwohnerzahl von München schlagartig vervielfacht, auch im bis dahin spärlich besiedelten Glockenbachviertel. Das lag unter anderem an der Gründung des benachbarten Schlachthofviertels. Um die seelische Betreuung kümmerten sich die Kapuziner des 1846 gegründete Kloster St. Anton, doch die alte Klosterkirche „Schmerzhafte Kapelle“ wurde mit der wachsenden Einwohnerzahl zu klein. Zwischen 1893 und 1895 wurde deshalb an der Westseite des Klosters eine neue, größere Kirche errichtet – die heutige St. Anton-Kirche oder auch Antoniuskirche genannt.
Über die Jahre wurde die Kirche immer wieder auf- oder umgebaut – unter anderem nach Bombenangriffen 1943, bei denen sowohl das Dach, als auch sämtliche Fenster sowie der Drittordenssaal zerstört wurden. Die größten Veränderungen brachte allerdings der Kirchen-Umbau in den 1960er-Jahren: In Folge des Zweites Vatikanisches Konzils wurden Gemälde, Altäre und sämtliche Elemente entfernt, die nicht mehr als zeitgemäß galten. Statt der Malerei sollte nun die Architektur der Kirche im Vordergrund stehen. Anlässlich des 75-jährigen Jubiläums der Pfarrei 2011 hat man versucht, die Wandmalereien wiederherzustellen – dafür druckte man Fotos der Malereien auf Fahnenstoffbahnen, sie hängen bis heute.
Trotz der Wiederherstellung der beiden Wandmalereien ist der Innenraum der St. Anton-Kirche bis heute sehr schlicht. Und das überrascht aufgrund ihres eindrucksvollen Äußeren: Ein üppiger Backstein-Bau mit Muschelkalk und einer neuromanischen Fassade. Die Länge der Kirche beträgt 60 Meter, sie ist 24 Meter breit und innen knapp 20 Meter hoch. Neben der Antoniuskirche befinden sich auf dem Gelände auch immer noch die Schmerzhafte Kapelle, das Pfarramt und -zentrum, das Kapuzinerkonvent, der Provinzialat der Kapuziner sowie die Räumlichkeiten des IFP (Institut für Publizistik), einer katholischen Journalistenschule.
Die St. Anton-Kirche an der Kapuzinerstraße ist Teil der „Sinnstifterorte“ in Bayern. Diese Orte werden vom Erzbistum München und Freising ernannt, sie sollen Inspiration, Einkehr und Begegnung ermöglichen. In München und Umgebung zählen zwölf Orte dazu – darunter neben der St. Anton auch die Herz-Jesu-Kirche in Neuhausen-Nymphenburg. Wer mehr über die Gottesdienste und Veranstaltungen in der Kirche erfahren möchte, schaut am besten auf der Website nach den Terminen. Ein Besuch der St. Anton-Kirche lässt sich wunderbar mit einem Spaziergang auf dem Alten Südfriedhof verbinden.