Zwischennutzungen sind eine kreative Lösung, um temporär leerstehende Gebäude für unterschiedliche Zwecke zu nutzen. In München gibt es regelmäßig spannende Aktionen für alle, die die Stadt von ihrer dynamisch-kreativen Seite kennenlernen möchten. Ein ständig aktualisierter Überblick.
Leerstehende Gebäude bieten Möglichkeiten für einfallsreiche Projekte, die einen geeigneten Raum suchen. Auch sind Zwischennutzungen ein wichtiger Bestandteil der Subkultur, weil sie damit eine Ergänzung zur Hochkultur darstellen. Sie bieten meist einen niedrigschwelligen Zugang und jonglieren ihre Kunst zwischen Politik und Popkultur – München hat einige davon.
Wer vor dem Besuch einer Kunstgalerie zurückschreckt, kann im Pop-Up-Kunstcafé Junger Peter ganz gemütlich zeitgenössische Kunst entdecken. In der Zwischennutzung des Trios Viktoria Molnar, Julian Wittmann und Dorothea Wolf werden im zweiwöchigen Rhythmus immer zwei Künstler*innen ausgestellt, während es sich die Gäste gemütlich machen können – auf Vintage-Möbeln mit Specialty-Coffee und Kuchen.
Live-Musik und andere Events gibt es ebenfalls, um den Ort so lebendig wie möglich zu machen – schließlich rast das Projekt bereits auf seine Zielgerade zu. Der Name spielt übrigens auf den gegenüberliegenden Alten Peter an: der Turm der ältesten Pfarrkirche Münchens bietet einen herrlichen Blick über die Stadt. Vielleicht also erst über die Dächer gucken und dann im Kunstcafé aufwärmen?
Hinweis: Die Öffnungszeiten ändern sich immer mal wieder. Am besten folgt man der Zwischennutzung auf Instagram.
Glücklicherweise gibt es das Import Export schon so lange, dass man schnell vergisst, dass es sich hier um eine Zwischennutzung handelt. Die gelebte Solidarität wird nicht nur auf der Webseite groß geschrieben, sondern vor Ort tatsächlich umgesetzt. Die vielfach geförderte Live-Location ist ein Ort, wo Kunst und Musik genreübergreifend und interdisziplinär erlebt werden – hier darf man sich nicht wundern, wenn ein Großteil des Publikums Englisch spricht.
Und nicht nur am Abend ist hier was los, tagsüber kocht ein internationales Team vegane Gerichte mit sozialer Preisspanne. Der Raum kann außerdem zum Austausch, aber auch zum Arbeiten genutzt werden, Wlan inklusive. Das Import Export befindet sich übrigens auf dem spannenden Areal des Kreativquartiers, wo nicht nur Ateliers und Büroräume angesiedelt sind, sondern immer wieder Veranstaltungen stattfinden.
Vor einigen Jahren aus einer Protestbewegung entstanden, ist das Bellevue di Monaco mittlerweile ein Wohn- und Kulturzentrum für geflüchtete Menschen. Die eingetragene Sozialgenossenschaft zählt über 750 Mitglieder, die mithilfe von hunderten Ehrenamtlichen Geflüchteten unter die Arme greifen – sei es beim Erlernen der deutschen Sprache, dem Finden eines Ausbildungsplatzes, in rechtlichen Angelegenheiten und beim alltäglichen Bedarf. Im Zentrum steht das Café, das im Herzen des Glockenbachviertels eine beliebte Anlaufstelle für Einheimische und Gäste ist.
Jetzt kommt die Zwischennutzung Pension Bellevue hinzu: Als Zwischenpächter hat die Sozialgenossenschaft ein schickes Bed&Breakfast für ein Jahr übernommen, bis das Gebäude umgebaut wird. Zum einen arbeiten in der Unterkunft Geflüchtete und können mithilfe der „Zimmerreserve“ temporär untergebracht werden, zum anderen ist die Pension eine neue Anlaufstelle für Gäste der Stadt, die nachhaltig reisen und im Ausgehviertel übernachten möchten.
In den ehemaligen Räumen des Gasteigs, einst das größte Kulturzentrum Europas, hat sich heimlich, still und leise eine fette Katze breitgemacht, die jetzt umso lauter auf der Homepage verkündet: „Ich bestimme alles!” Das klingt angriffslustig, ist aber im Detail vielmehr eine Ansage, die vielfältige Kulturszene sichtbar zu machen: Über 100 Kunstschaffende haben in den Räumen nun ein Zuhause, im Konzertsaal und der Blackbox finden Veranstaltungen statt und Partys mit DJs. Außerdem gibt es einen Comedy Club, bei dem von Montag bis Freitag drei unterschiedliche Formate auf die Bühne gebracht werden, eins davon auf Englisch.
Auf dem Dach bietet im Sommer der Kulturdachgarten nicht nur Essen und Drinks, sondern die vielleicht schönste Aussicht über München und die Alpen. Der Innenhof wird genutzt von Münchner Gastronom*innen für ihre kulinarischen Konzepte. Hier schlummert also nicht nur eine Katze, sondern auch viel Potenzial: Es ist „kreativ, vielfältig, bunt und offen für Debatten zwischen Jung und Erfahren, zwischen Kunst- und Kulturschaffenden und dem Viertel: Haidhausen”, sagen die Betreiber*innen.
Dieser selbsternannte Happening Place begeisterte drei Jahre lang alle, die Lust auf eine wilde Mischung aus Sport, Kultur und Gesellschaft hatten. Das Sugar Mountain hat sich weniger als Zwischennutzung gesehen, sondern vielmehr als Pionierprojekt – mit seiner Schließung werden nun die Tore geöffnet für das Sugar Valley. Entstehen soll ein grünes Stadtquartier für Menschen unterschiedlichster Couleur, das die Brücke zwischen Arbeit und Leben schlägt: Platz zum Wohnen, Arbeiten, für Eventlocations und Freizeitgestaltung wird es auf dem Gelände in Obersendling in naher Zukunft geben. Die Inhalte und Konzepte des Sugar Mountain werden dabei in das Valley integriert, um so viel Kunst, Kultur, Freizeit und Sport wie möglich anzubieten.
Was lässt sich mit knapp 10.000 qm auf sechs Etagen anstellen? So einiges! Vor allem, wenn auch noch 6800 qm Außenbereich dazukommen. Seit 2020 betreibt das Museum of Modern and Contemporary Art (MUCA) das bislang größte Zwischennutzungsprojekt der Stadt – das Kunstlabor 2 im ehemaligen Gesundheitshaus mitten in der Maxvorstadt.
Neben einem Rahmenprogramm werden Führungen durch aktuelle Ausstellungen und Graffiti-Workshops angeboten, sogar kleine Hip Hop-Festivals finden statt. Um den Ausflug in diese interaktive Kunstwelt mit der ganzen Familie erleben zu können, gibt es auch für Kinder zugeschnittene Events sowie eine Kreativ-Werkstatt. Hier wird es definitiv niemandem langweilig!