Die Olympischen Sommerspiele von 1972 waren ein kräftiger Motor für die Entwicklung hin zur lebendigen Sport- und Kulturmetropole von heute. Das 50. Jubiläum ist ein guter Anlass, einmal mehr die sportlich-olympischen Seiten der Stadt mit einem kulturellen Streifzug zu verbinden. Diese Highlights sollten Sie für einen München-Trip im Jubiläumsjahr unbedingt einplanen.
„The games are awarded to Munich", diese Worte aus dem Mund des IOC-Präsidenten Avery Brundage sorgten in München 1966 für große Freude. Man hatte das scheinbar Unmögliche geschafft und die Sommerspiele 1972 nach München geholt. Zur Eröffnung der Spiele am 26. August 1972 begrüßte die Stadt die Sportwelt auf einem nigelnagelneuen Olympiagelände. Mit seiner spektakulären Zeltdach-Architektur gilt es bis heute als großer architektonischer Wurf.
Neben den sportlichen Erfolgen konnte sich die internationale Besucherschar damals auch von Münchens Glanz- und Pionierleistungen in der Architektur, Stadtplanung, Museums- und Musiklandschaft, im Theater und in der Kunst überzeugen.
Daran hat sich bis heute nichts geändert: Das 50. Jubiläum der Olympischen Sommerspiele von 1972 ist ein guter Anlass, großen Sport zu erleben oder selbst sportlich aktiv zu werden, und darüber hinaus den kulturellen Reichtum Münchens und den besonderen Charme seiner Viertel zu entdecken und zu genießen. Viel Spaß dabei!
Vom Reitstadion in Riem durch den Englischen Garten zum Olympiapark, dann weiter zum Schloss Nymphenburg bis hin zur Ruderregattastrecke nach Oberschleißheim: Die 38 Kilometer lange Radtour führt zu den ehemaligen Austragungsorten der Olympischen Spiele. Die Touren App „komoot“ hilft bei der Orientierung.
Was kann man hier erleben?
Tatsächlich kann man der Atmosphäre des damaligen Sommers, den „Spirit of 1972“, an den einzelnen Stationen ein wenig nachspüren. Ein Highlight der Tour sind die vielen Original-Schriften und Piktogramme vom Chefdesigner der Spiele, Otl Aicher, die bis heute an vielen Gebäuden und Wegweisern zu sehen sind. In ihrem schlichten Design wirken sie moderner als je zuvor. Die typische Münchner Gastfreundschaft erlebt man zum Beispiel bei der Einkehr in den Biergärten am Chinesischen Turm oder Seehaus, beide im Englischen Garten, oder im Palmenhaus im Park von Schloss Nymphenburg.
Am Anfang war ein Damenstrumpf. Mit Zahnstochern und Reißnägeln auf einer Tischplatte befestigt, diente er als Modell für den Zeltdach-Entwurf über den Sportstätten des Olympiaparks. Die Konstruktion war gewagt, zur Berechnung der Statik mussten neue Rechenmethoden entwickelt werden. Heute ist das durchsichtige Zeltdach zu einem Wahrzeichen für München geworden wie die Türme der Frauenkirche.
Was kann man hier erleben?
Bei einer geführten Zeltdach-Tour bewegt man sich angeseilt auf einem eisernen Steg an der Dachkante des Olympiastadions entlang und erfährt dabei viel über die Konstruktion wie auch zur inzwischen 50-jährigen Geschichte des Olympiaparks. Für noch mehr Adrenalin beendet man die Tour mit dem Flying Fox oder mit Abseilen ins Stadion.
Die Allianz Arena löste das Olympiastadion 2005 als wichtigsten Austragungsort für Fußball ab. Bewusst entschied man sich beim neuen Stadion gegen eine konventionelle Bauweise und für den futuristischen Entwurf des Architektenteams Herzog & De Meuron. Leuchtet die Außenhaut mit ihren rund 2700 Luftkissen im Rot ihres Hausherrn, des FC Bayern, hat man den Eindruck, ein UFO sei im Norden der Stadt gelandet. Etwa 15 Kilometer Luftlinie vom Olympiapark entfernt, besticht hier ein Stadion erneut durch eine faszinierende Leichtigkeit der Konstruktion.
Was kann man hier erleben?
Der FC Bayern lädt Fans hier zu seinen Heimspielen ein. An spielfreien Tagen sind ein Besuch im FC Bayern Museum und/oder eine Stadionführung eine prima Alternative.
Bis 2005 trug der TSV 1860 seine Heimspiele im legendären Olympiastadion aus. Inzwischen spielen „die Löwen“ oder auch einfach „die Sechzger“ nach einem Intermezzo in der Allianz Arena wieder daheim in ihrem Stadion an der Grünwalder Straße in Giesing. Die Löwen, ja, der Fußball überhaupt, ist eines der heißen Themen in diesem Münchner Viertel, in dem übrigens auch Kaiser Franz Beckenbauer aufgewachsen ist. Die Trainingsgelände beider großen Vereine, FC Bayern und Sechzger, befinden sich in ebenfalls in Giesing.
Was kann man hierzu erleben?
Sowohl die Löwen als auch der FC Bayern bieten ihren Fans die Möglichkeit, kostenlos beim Training zuzusehen. Gleichzeitig laden Münchens offizielle Guides zu einer Viertelliebe-Führung durch Giesing ein. Hier ist die besondere Verbindung zum Fußball genauso Thema wie Giesings Bier- und Biergartenkultur, die denkmalgeschützten Arbeitersiedlungen und die idyllischen Flecken im Rosengarten oder im „Klein-Venedig“ an der Mondstraße.
Spektakulär ist der Doppelkegel des Gebäudes des Architekturbüros Coop Himmelb(l)au. In einer dynamischen Kurve schraubt er sich nach oben. Die „schwebende“ Dachwolke korrespondiert auf spannende Weise mit der luftigen Dachkonstruktion des gegenüberliegenden Olympiaparks. Die BMW Welt, das Erlebnis- und Auslieferungszentrum des Autobauers von 2007, ist ein Meilenstein auf dem Weg der rasanten Entwicklung Münchens zur modernen Metropole.
Was kann man hier erleben?
Neben der Ausstellung aller aktuellen Autos und Motorräder gibt es hier regelmäßig Jazzkonzerte und andere Kulturveranstaltungen, den Junior-Campus für Kinder und Gastronomie vom Café bis hin zum Sternerestaurant. Eine Führung umfasst Wissenswertes zu Architektur und Entstehungsgeschichte des Gebäudes, zu den Marken und Produkten der BMW Group sowie einen Blick hinter die Kulissen der Automobilauslieferung.
68 Jahre nach der Zerstörung der einstigen Münchner Hauptsynagoge erhielt die jüdische Gemeinschaft der Stadt 2006 mit der Ohel-Jakob-Synagoge wieder eine Heimat im Herzen der Stadt. Der mit Natursteinen verkleidete Sockel erinnert an den Jerusalemer Tempel. Der Glasaufbau mit einer Tragstruktur aus Stahl, die an ineinander verschachtelte Davidsterne denken lässt, steht für das Stiftszelt.
Für die Ausgestaltung des Innenraumes wurden Zedernholz aus dem Libanon und Stein aus Israel gewählt. Das von den Architekten Wandel Hoefer Lorch entworfene Gotteshaus wurde mit dem Deutschen Städtebaupreis 2008 ausgezeichnet.
Was kann man hier erleben?
Interessierte können sich als Einzelpersonen für eine der regelmäßig stattfindenden öffentlichen Führungen durch die Synagoge anmelden oder sich als Gruppe einer Gruppenführung anschließen.
Das benachbarte Jüdische Museum bietet Einblicke in die jüdische Kultur und Geschichte von München. 50 Jahre nach den Olympischen Spielen in München hat es gemeinsam mit dem NS-Dokumentationszentrum München und dem Generalkonsulat des Staates Israel das Erinnerungsprojekt Zwölf Monate - Zwölf Namen. 50 Jahre Olympia-Attentat München konzipiert. Jeden Monat steht ein Opfer im Mittelpunkt des Gedenkens.
Die Herz-Jesu-Kirche, ein Projekt des Architekturbüros Allmann Sattler Wappner, ist Münchens modernstes katholisches Gotteshaus. Der Sakralbau aus dem Jahr 2000 beeindruckt durch seine klare und reduzierte Formensprache. Es gibt keine Ornamente oder Malereien, die von der inneren Einkehr ablenken könnten. Das monumentale, zweiflügelige Eingangstor aus blauem Glas, das fast die gesamte Kirchenfassade einnimmt, kann im Sommer zu Konzerten und Festlichkeiten geöffnet werden.
Was kann man hier erleben?
Momente der Stille. Einfach eintreten und auf sich wirken lassen. Das Licht, das durch die äußere Glashülle einfällt und im Innenraum durch senkrecht stehende Lamellen aus hellem Holz gefiltert wird, schafft eine warme und besinnliche Atmosphäre.
Zu Zeiten der Olympischen Spiele von 1972 wurden auf dem Gelände des Werksviertel-Mitte hinter dem Ostbahnhof noch munter Knödel hergestellt. Ab Mitte der 1990er-Jahre nutzte man die Gebäude nach Einstellung der Produktion für eine Partymeile. Seit mehreren Jahren entstehen neben kreativen Zwischennutzungen auch Büros, Hotels und Wohnungen. Im Bau befindet sich im Werksviertel ein neues Konzerthaus für eines der drei Münchner Starorchester: das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks.
Was kann man hier erleben?
Das Werksviertel ist beispielhaft für zukunftsträchtige Architektur. Das Werk 12 ist nur eines der vielen aufsehenerregenden Bauprojekte im neuen Viertel: Das Gebäude mit den Comic-Ausdrücken auf der Fassade wurde mit dem DAM (Deutsches Architekturmuseum) Preis 2021 als bestes Bauwerk des Jahres ausgezeichnet. Als eine Art horizontales Hochhaus liegt die dreigeschossige Medienbrücke auf zwei 50 Meter hohen Säulen. Entworfen wurde sie von Otto Steidle und nach seinem Tod von seinen Nachfolgern, dem Architekturbüro steidle architekten, umgesetzt.
Auf dem Dach von Werk 3 befindet sich die Stadtalm, wo mehrere Schafe und Hühner wohnen sowie Bienenvölker angesiedelt sind. Wer mehr wissen will, kann eine Alm-Führung buchen. Das sogenannte Freiraummuseum mit Graffiti und Street-Art internationaler Künstler*innen ist in über zwanzig Jahren gewachsen und kann bei Tag und Nacht kostenlos besichtigt werden. Die whiteBOX und das Gastatelier versprühen New Yorker Industriecharme. Hier finden Kunstaustellungen und Workshops statt.
5000 Jahre Kunst- und Kulturgeschichte auf nur 500 Quadratmetern, welche andere Stadt hat das zu bieten? Die Glyptothek und die Antikensammlungen waren die ersten Kunstmuseen, die Anfang bis Mitte des 19. Jahrhunderts vom kunstsinnigen Monarchen Ludwig I. hier im Kunstareal in der Maxvorstadt errichtet wurden. Im Ensemble mit den Propyläen auf dem Königsplatz huldigten sie dem antiken Griechenland, Ursprungsland der Olympischen Spiele.
Es folgten die Alte und die Neue Pinakothek und auch das Lenbachhaus existierte damals schon als Künstlerresidenz Franz von Lenbachs. Zusätzlich zu den bestehenden Museen wurden zu Beginn des 21. Jahrhunderts innerhalb von nicht einmal 20 Jahren vier neue Häuser eröffnet: Die Pinakothek der Moderne (2002), das Museum Brandhorst (2009), das Staatliche Museum für Ägyptische Kunst (2013) und das NS-Dokumentationszentrum (2015).
Was kann man hier erleben?
Kunst, Kultur und Wissen. Und zwischendrin Kaffee und Kuchen in einem der Museumscafés. Am besten besorgt man sich vorher eine München Card oder den München City Pass für Ermäßigungen bis hin zum freien Eintritt in die Museen.
Vielfältig sind auch die Verflechtungen von Design und Olympia – und München steht international für richtig gutes Design! Die Neue Sammlung, seit 2001 in der Pinakothek der Moderne im Kunstareal, existiert seit 1907 und ist damit das erste Designmuseum der Welt. Heute beherbergt sie eine der größten Design-Sammlungen überhaupt und gilt im Bereich des Industrial- und Product-Designs als führend.
Was kann man hier erleben?
Zum 50. Jubiläum der Olympischen Spiele in München 1972 nimmt Die Neue Sammlung Design und Olympia in ihrer wechselseitigen Beziehung in den Fokus. Die Ausstellung Design für Olympia zeigt vom 8. Juli 2022 bis 3. Oktober 2023 anhand ausgewählter Objekte und Grafiken, wie sich Ideenreichtum, Innovationsgeist und technischer Fortschritt im Design für die Olympischen und Paralympischen Spiele spiegeln und welche Werte und Ziele in der Gestaltung für Olympia zum Ausdruck kommen.
Anfang der 1970er-Jahre, zu Zeiten der Olympischen Spiele, traten die Münchner Philharmoniker im Herkulessaal der Residenz auf, bevor sie in die 1985 eröffnete Philharmonie im Kulturzentrum Gasteig in Haidhausen umzogen. Fast 40 Jahre später wird das gesamte Anwesen nun von Grund auf saniert. Die im Oktober 2021 eröffnete Isarphilharmonie ist ein Pop-up-Konzerthaus, das den Münchner Philharmonikern solange als Interimsbühne dient.
De facto werden sich die Münchner Konzertfans nicht mehr von der Isarphilharmonie trennen wollen, denn das Klangerlebnis ist wunderbar. Dahinter stecken der international renommierte Klangexperte Yasuhisa Toyota und sein Büro Nagata Acoustics. Die haben schon bei der Elbphilharmonie in Hamburg für eine hervorragende Akustik gesorgt.
Was kann man hier erleben?
Konzerte der Spitzenklasse in einem eher wilden Ambiente unweit von Isarstrand, Heizkraftwerk, Autowerkstätten, Architekturbüros und Start-Ups. In der Pause ein Gläschen Prosecco im Foyer der liebevoll restaurierten und bewusst nüchtern gehaltenen Trafo-Halle „Halle E“ aus den 1920er-Jahren im historischen Herzstück des Gasteig Interimsquartiers „GasteigHP8".
Auf sein Repertoire an Schauspiel und Musik- und Tanztheater war München schon damals stolz. Auf einem vom Chef-Designer Otl Aicher gestalteten Plakat konnten sich die Gäste der Spiele von 1972 einen Überblick über die zeitgleich stattfindenden Premieren und Gastspiele der Münchner Theater verschaffen. Zum 50. Jubiläum freut sich München über einen seiner jüngsten Theaterneubauten:
Das Volkstheater hat Mitte Oktober ein neues Zuhause im Schlachthofviertel gefunden, dort, wo bis Anfang der 2000er-Jahre noch Schlachtvieh gehandelt wurde. Der moderne Ziegelbau mit den trendigen Bögen aus der Feder des Stuttgarter Architekturbüros LRO (Lederer Ragnarsdóttir Oei) wirkt, als hätte er schon immer an diesem Ort gestanden. Auch die drei Premieren zur Eröffnung waren ausgesprochen vielversprechend. Die New York Times jedenfalls bescheinigte dem Volkstheater daraufhin Weltklasse-Niveau.
Was kann man hier erleben?
Ein cooles Theater mit einem jungen Ensemble in einem ganz besonders lebendigen Stadtviertel.
Das Kreativquartier ist ein Ort, wo Wohnen, Kunst und Arbeiten zusammenfinden und die Gedanken freien Lauf haben. Das Stadtbild überrascht hier mit alten Industriebauten, Graffiti und verwachsenen Gärten. Kreative brainstormen bei einem Picknick auf der Wiese, andere genießen ihre Mittagspause auf Bierbänken in der Sonne – eine inspirierende Atmosphäre mit hohem innovativen Potenzial.
Was kann man hier erleben?
Das neue off-Theater schwere reiter! Rostige Eisenträger, die normalerweise zur Absicherung von Baugruben in die Erde gerammt werden, bilden die Fassade des quadratischen Neubaus, der gleich neben dem alten Theatergebäude errichtet wurde. Seit September 2021 fährt die freie Theaterszene hier ihr bewährtes Drei-Sparten-Programm aus Tanz, Theater und Musik. Außerdem löst das neue Theater die alte Spielstätte ab als festen Spielort für Theater- und Tanzfestivals wie Spielart, Dance, die Münchener Biennale, RODEO und die Tanzwerkstatt Europa.
Die ersten Graffitis entstanden in den 1960er- und 1970er-Jahren in New York. Als die Welle zu Beginn der 1980er-Jahre von New York aus auf den Kontinent überschwappte, ging es in München sogar noch vor Berlin los. Heute gibt es eine ganze Reihe von Orten in München, wo alle Spielarten urbaner Kunst anzutreffen sind.
Knapp 10.000 Quadratmeter und sechs Etagen für Street Art und Urban Art bietet das erst Mitte Oktober 2021 eröffnete KUNSTLABOR 2 in einem ehemaligen Gesundheitshaus in der Maxvorstadt. Es wurde als Zwischennutzungsprojekt für fünf Jahre vom Museum of Urban and Contemporary Art (MUCA) in ein neues Zentrum für Kunst und Kultur umgewandelt.
Was kann man hier erleben?
Zwei der sechs Etagen wurden und werden von mehr als 100 Kunstschaffenden in ein begehbares Kunstwerk verwandelt. Mit dabei sind bekannte Namen wie Loomit oder Rapper Samy Deluxe, aber auch Newcomer wie Pepe (alias Jose Luis Villanueva Contreras).
Neben den permanenten Rauminstallationen und wechselnden Ausstellungen wird ein umfangreiches Rahmenprogramm angeboten: Führungen, Workshops, Filmtage, Konzerte, Lesungen, Werkstätten, Performances und viele weitere kulturelle Highlights. Die Fassade wird legal und kostenfrei von den Betreibern des KUNSTLABOR 2 als gestalterische Plattform zur Verfügung gestellt.